Tomate/Paradeiser

Tomate/Paradeiser (Frage 1d)

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Foto: privat

Gefragt war nach der Bezeichnung für die abgebildete rote Gemüsefrucht. Wie die Kartoffel / die Grundbirne / der Erdapfel ist die Nutzpflanze mit dem botanischen Namen Solanum lycopersicum ein Nachtschattengewächs, das nach der Kolonialisierung Mittel- und Südamerikas durch spanische Eroberer im 16. Jahrhundert nach Europa gelangte. Und wie in den beiden anderen Fällen haben sich in unterschiedlichen Regionen der deutschsprachigen Länder verschiedene Bezeichnungen etabliert.

Am verbreitetsten ist heute (die) Tomate. Das Wort wurde aus der aztekischen Sprache Náhuatl (tomatl) ins Spanische (tomate) übernommen; von da aus gelangte es über das Französische ins Deutsche (Pfeifer, Kluge, Duden-Etymologie 2007). Diese Bezeichnung setzte sich allerdings erst im 19. Jahrhundert durch, als die Frucht der Pflanze immer mehr zum Verzehr genutzt wurde. Vorher fand sie – auch hier ergeben sich Parallelen zu Kartoffel / Grundbirne / Erdapfel – hauptsächlich als Zierpflanze Verwendung. Nach der apfelähnlichen Form der Frucht waren anfänglich Bezeichnungen wie Liebapfel, Liebesapfel, Goldapfel (vgl. italienisch pomodoro) oder Paradiesapfel bzw. Paradeisapfel „nach dem Vergleich des kräftigen Rots mit der Schönheit der verbotenen Frucht im Paradies“ (Duden online) verbreitet. Die zu Paradeis verkürzte Bezeichnung Paradeisapfel hat sich schließlich in Teilen Österreichs durchgesetzt. (Die Lautvariante Paradeis ist übrigens im Vergleich zu Paradies die lautwandelgeschichtlich regulär fortgesetzte Form von mhd. par(a)dîs(e).) Interessant ist, dass sich die ursprüngliche Pluralform (die) Paradeiser allmählich auch als Singularform durchgesetzt hat, also (der) Paradeiser – ähnlich wie bei Zucchini und Melanzani, also bei Gemüsesorten, die man in der Regel nicht einzeln kauft.

Das Wort (die) Paradeiser wird gemeinhin als Austriazismus dargestellt (Duden online: „österreichisch“, (VWB: „A (ohne west)“). Die Karte zeigt, dass es zumindest heute nur im Osten Österreichs verwendet wird, hauptsächlich in Wien, Niederösterreich, im Burgenland und in Teilen der Steiermark; aus Kärnten und aus Südtirol wird Paradeiser allenfalls als zweithäufigste Variante gemeldet (vgl. auch eine Karte des Projekts „Deutsch in Österreich“ [https://www.dioe.at/artikel/2935] mit sehr ähnlichem Ergebnis).