Zollstock/Zollstab/Meter(stab)

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Zollstock/Zollstab/Meter(stab) (Frage 4)

Eine deutlich ausgeprägte räumliche Verteilung zeigt die Karte Zollstock/Zollstab/Meter(stab)/…. Im gesamten norddeutschen Sprachgebiet nördlich von Mosel und Main gebraucht man die Variante Zollstock. Die erste Komponente dieses Worts deutet, wie die in Österreich – außer in dessen Westen – übliche Variante Zollstab, auf die alte, seit ca. 1500 übliche Maßeinheit Zoll hin, die – je nach Region – eine Länge von 2,3 bis 3,0 cm bezeichnen konnte. (Sie entspricht ungefähr dem englischen inch.) Eine auffällige Ausnahme stellt in den Gebieten oberhalb der Mosel-Main-Linie das obersächsische Sprachgebiet dar, aus dem neben Zollstock auch Schmiege gemeldet wurde. Schmiege bezeichnet ursprünglich einen ‘stumpfen Winkel’ (mittelhochdeutsch smiuge), dann auch ein ‘Winkelmaß mit verstellbarem Schenkel‘ (zum direkten Übertragen von unbestimmten Winkeln auf Werkstücke) (vergleiche Pfeifer 2003). Südlich der Mosel-Main-Linie ist in Deutschland Zollstock zwar auch stellenweise verbreitet, allerdings dominieren insgesamt andere Varianten, die statt auf die alte Maßeinheit Zoll auf die Einheit Meter abheben. (Die Einheit Meter setzte sich in den deutschsprachigen Ländern erst Ende des 19. Jahrhunderts durch.) Neben der sich direkt südlich dieser Linie anschließenden Bezeichnung Meter, die auch im Niederalemannischen zu finden ist und auch in der Schweiz und in Südtirol dominiert, besitzt die Bezeichnung Meterstab eine weite Verbreitung (Schwaben, südliches Bayern, westliches Österreich, Südtirol); in der Schweiz gibt es daneben noch die Variante Doppelmeter, die den bezeichneten Gegenstand am besten trifft, denn tatsächlich handelt es sich ja um einen zusammenklappbaren Messstab, der in der Regel zwei Meter lang ist. (Ein solcher war im Fragebogen abgebildet, und danach war gefragt worden.)