Fugenelemente


Wenn man in zusammengesetzten Wörtern ausdrücken will, dass etwas aus dem Fleisch oder anderen verwertbaren Teilen von Rindern oder Schweinen besteht, kann man entweder Rinder- oder Rinds- oder Rind- bzw. Schweine- oder Schwein- oder Schweins- als Bestimmungswort verwenden. Das Erstglied bei Zusammensetzungen im Deutschen steht – in etwa 70% aller Fälle – in seiner Stammform (Haus-tür, Winter-mantel); bei den anderen 30% wird zwischen Bestimmungswort und Grundwort ein so genanntes ‚Fugenelement‘ eingefügt: -e-, -s-, -es-, -n-, -er-, -ens-. Fugenelemente stimmen oft mit Genitivformen des Erstglieds überein (Sg.: Rind-s-, Schwein-s-, Zug-s-; Pl.: Rind-er-, Schwein-e-), doch gibt es auch solche, die nicht zu seiner Flexion gehören (z. B. Geburt-s-tag).

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Rinderbraten (Frage 1a)

Im Falle von Rind + Braten wird als Fugenelement entweder -er oder -s verwendet: Nach den Angaben im VWB verwendet man Rinder- vor allem in Nord- und Mitteldeutschland, Rinds- dagegen eher in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Die Karte bestätigt dies zunächst, allerdings zeigen sich auch deutliche Unterschiede: Im Süden Deutschlands – außer in Ober- und Niederbayern – beispielsweise sagen die meisten Leute Rinderbraten. Die wenigen blauen Punkte (Rindsbraten), die sich dort noch finden, deuten zumeist an, dass es sich um die zweithäufigste Form handelt. In Österreich und Südtirol hingegen ist Rindsbraten die alleinige bzw. dominierende Form. Bei Rindbraten handelt es sich um eine ganz vereinzelt gebrauchte und offenbar nicht regionaltypische Form.

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Rindfleisch (Frage 1b)

Die gemeindeutsche Form ist (auch dem VWB zufolge) Rindfleisch und wird auch von der Mehrzahl der Informanten in Deutschland, Österreich und der Schweiz genannt. Wie schon beim Rindsbraten scheint die Variante Rindsfleisch vor allem eine Besonderheit des südlichen Sprachgebiets zu sein. Meistens jedoch tritt es am gleichen Ort neben der Form Rindfleisch auf, wobei mal die eine, mal die andere Form häufiger genannt wird. Die Form Rinderfleisch wurde nur selten genannt, und zwar fast ausschließlich im Norden; allerdings stellt sie in den wenigen Fällen immer die dominante Variante am Ort dar.

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Schweinebraten (Frage 1c)

Ähnlich wie beim Rinderbraten/Rindsbraten/Rindbraten liegt der Fall auch beim Braten vom Schwein, allerdings ist die Verteilung hier etwas eindeutiger: Die gemeindeutsche Form ist Schweinebraten. Dies ist in nahezu allen Gebieten Deutschlands die unangefochtene Form – außer in Ober- und Niederbayern. Dort ist Schweinsbraten die fast alleinige Variante, ebenso wie in Österreich und in der Schweiz. Schweinsbraten hört man auch an ein paar Orten in Mitteldeutschland, meist jedoch als zweithäufigste Form neben Schweinebraten.

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Zugmitte (Frage 1d)

Ein Fugen-s in einer bestimmten Gruppe von Wörtern wie Zug(s)mitte ist – anders als bei Wörtern mit -braten am Ende – fast ganz auf die Schweiz beschränkt. In Schweizer Zügen hört man also z.B., dass "das Café/Restaurant sich in der Zugsmitte befindet". In Deutschland und meist auch in Österreich heißt es dagegen Zugmitte.