auswringen

13_4a_auswringen

auswringen (Frage 4a)

auswringen2
Foto: privat

Für die spezielle Tätigkeit, „die Feuchtigkeit durch Zusammendrehen und Drücken aus etwas heraus[zu]pressen“ (Duden online), verwendet man fast im ganzen Sprachgebiet das Verb auswringen. Dabei ist schon an der Lautform dieses starken Verbs zu erkennen, dass es ursprünglich nicht hochdeutsch ist: In der Lautkombination wr- am Wortanfang ist im hochdeutschen Raum schon in frühalthochdeutscher Zeit das w- weggefallen, anders als im Niederdeutschen und Niederländischen (s. Schirmunski S. 367). Das einzige andere geläufige Wort im heutigen Standarddeutschen, das mit wr beginnt, ist Wrack, ebenfalls ein Lehnwort aus dem Niederdeutschen (Pfeifer). Die hochdeutsche Variante von wringen ist also eigentlich ringen; ringen in der Bedeutung ‚kämpfen‘ hat zwar einen anderen Ursprung, aber ringen < wringen findet sich z.B. in die Hände ringen - im Niederdeutschen/Niederländischen heißt es dagegen noch de Hannen/handen wringen (s. Hamburgisches Wörterbuch; vgl. z.B. a. nl. wraak, wreken  mit dt. Rache, rächen oder nl. wrijven mit dt. reiben). Das Verb wring existiert in gleicher Bedeutung auch im Englischen, wo das w heute noch geschrieben, aber nicht mehr gesprochen wird – verwandt damit ist auch engl. wrong ‚falsch‘, ursprünglich ‚verdreht‘  (OCDEE).

Die niederdeutsche Form wringen ist vom 17. Jh. an über niederdeutsche Autoren in die hochdeutsche Schriftsprache gelangt (DWB Bd. 30, Sp. 1686), laut DWB „ohne jedoch im süddt., auch nicht bei aufgabe des anlautenden w-, sprachüblich zu werden“. Unsere Karte zeigt, dass sich das inzwischen geändert hat und (aus)wringen sich in der speziell auf nassen Stoff bezogenen Bedeutung auch im größten Teil des oberdeutschen Raums etabliert hat.

Die südliche Variante auswinden wurde vor allem noch in Niederbayern und Oberösterreich  sowie in Vorarlberg und in der Schweiz angegeben, vor allem als Minderheitenvariante auch noch in weiteren Teilen Bayerns, Württembergs und Österreichs, außerdem verstreut auch noch weiter im Norden in Sachsen. In der südlichen Schweiz und in Kärnten wurde auch ausdrehen gemeldet, vereinzelt in Südtirol und in der Schweiz auch ausdrücken.

Das Verb winden, ahd. wintan, verweist wie drehen und auch wringen auf die drehende Bewegung bei dem Vorgang, vgl. einen Kranz winden, sich winden, gewunden usw.; zu diesem Verb gehört auch Wand – ein Hinweis auf die alte Bauweise mittels eines Geflechts aus biegsamen Zweigen (s. Pfeifer).