Weizenbier


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Weizenbier (Frage 5h)

Die Karte zeigt, mit welcher Bezeichnung man an den jeweiligen Orten in einem Lokal ein „trübes Bier, das aus Weizen und/oder Weizenmalz hergestellt wird“ – es ist meist obergärig und wird aus schlanken 0,5-Liter-Gläsern getrunken – bestellen würde.

Zumindest für den deutschen Brauerbund gilt es (so auf dessen Homepage) als „das bayerischste aller Biere, seine Hochburg liegt eindeutig in Bayern“. Es ist inzwischen aber fast im gesamten deutschsprachigen Gebiet bekannt – nicht so sehr allerdings in Luxemburg, in der Schweiz und im Osten Österreichs. Dennoch ist es nirgends das regional typische Bier, selbst in Bayern nicht. Wenn man ein „Bier“ bestellt, bekommt man verschiedene andere Biersorten, wie die Karte https://www.atlas-alltagssprache.de/r10-f15/ aus der zehnten Fragerunde des AdA zeigt. Man muss also offenbar immer eine bestimmte Bezeichnung verwenden, um genau dieses Bier zu bekommen.

In den meisten Gebieten ist es unter der Bezeichnung Weizen bekannt; vor allem in der Schweiz aber reicht es offenbar nicht, die Kurzform Weizen zu benutzen – dort und an wenigen Orten in Deutschland und in Österreich verwendet man die Langform Weizenbier.

Eine andere Kurzform ist Hefe. Sie wird in Süd- und Osttirol verwendet. Die entsprechende Langform ist Hefeweizen, die besonders im Norden und Osten Deutschlands sowie im Rhein-Main-Gebiet und in einigen Gebieten Baden-Württembergs gebräuchlich ist. Die Bezeichnungen Hefe und Hefeweizen beziehen sich auf den hohen Brauhefe-Gehalt dieses Biers. Die Hefe setzt sich sichtbar am Boden der Bierflaschen ab; die Kunst des Einschenkens besteht dabei nicht nur darin, nicht übermäßig viel Schaum im Glas zu verursachen, sondern auch gleichzeitig die Hefe mit abzugießen und im Bierglas zu verteilen.

In seiner „Hochburg“, Altbayern (inklusive der angrenzenden Regionen in Tirol, Salzburg und Oberösterreich), wird man im Biergarten aber schnell als Nicht-Einheimischer erkannt, wenn man ein Weizen(bier) oder ein Hefe(weizen) sagt. Hier bestellt man typischerweise (ein/a) Weißbier. Aber auch in anderen Teilen Österreichs, v.a. der Steiermark, in der Schweiz und in Ostbelgien ist Weißbier (selten Weißes) üblich. Eine Berliner Spezialität ist (die) Weiße (oft Berliner Weisse geschrieben) – die aber aus Berlin kaum noch gemeldet wurde. Die Bezeichnung Weißbier bezieht sich offenbar auf die relativ helle Farbe dieses Biers, was zur Abgrenzung gegenüber dunkleren Sorten diente (Braunbier, Rotbier und Schwarzbier, s. https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fbier ). Eine Herleitung von weiß aus Weizen ist weniger naheliegend, da Weißbiere traditionell auch aus Gerstenmalz gebraut werden können (s. ebd., s.a. DWB XXVIII, 1201 ); auch lautlich passen im Bairischen weiß (waiß, aus mhd. wîʒ) und Weizen (woazn, aus mhd. weize) nicht zusammen. Ein „dunkles Weißbier“ wäre dementsprechend von der Bezeichnung her ein Widerspruch in sich – aber brautechnisch kein Hexenwerk: Die dunkle Farbe rührt von der Beigabe dunkel gerösteter Malze her.