über den grünen Klee / über den Schellenkönig loben
über den grünen Klee / über den Schellenkönig loben (Frage 2i)
Wenn jemand oder etwas in übertriebener Weise gelobt wird, existiert dafür vor allem im Nordteil Deutschlands der feste Ausdruck über den grünen Klee loben. Nördlich der Mainlinie wurde fast überall diese Wendung angeklickt, aber auch noch weiter südlich, in der Pfalz, im Norden von Baden-Württemberg und in Franken ist sie offenbar relativ üblich. Und bis hinunter in die Nordhälfte der Schweiz, im Münchner Raum und in Österreich wurde immer noch vielfach über den grünen Klee loben angegeben, wenngleich in der Schweiz und Österreich die Antwort Ausdrücke unbekannt überwiegt. Letzteres wurde auch in Süddeutschland häufig angeklickt, in Württemberg und in Bayern gibt es aber auch noch eine konkurrierende Wendung, nämlich über den Schellenkönig loben.
Die beiden Wendungen sind heute nicht mehr durchsichtig, man muss nur ihre Bedeutung im Kontext kennen. Allenfalls kann man aus über und loben und dem Verwendungskontext schließen, dass es irgendwie um ‘loben im Übermaß’ geht. Über den grünen Klee loben wird jedoch verständlicher, wenn man zurückverfolgt, wofür der grüne Klee in früheren Zeiten stand: Das DWB (Bd. 11, Sp. 1061) vermutet jedenfalls einen Zusammenhang der „volksmäßige[n] Redensart“ (für die Belege allerdings erst aus dem 19. Jh. vorliegen) mit der besonderen Rolle des Klees, und insbesondere des „grünen Klees“, in der älteren, vor allem der mittelhochdeutschen Literatur. So beschreibt Walther von der Vogelweide seine Kunst als Singen „von den Vöglein, von der Heide und von den Blumen“ und „von dem grünen Klee“; und allgemein konstatiert das DWB (ebd.) in Bezug auf Belege aus der mittelhochdeutschen Literatur: „die kleeblume genieszt übrigens in der älteren zeit ein ansehen das uns wunderbar ist“ – sodass über den grünen Klee loben bedeuten könnte ‘mehr als die dichter den klee loben’ (ebd.).
Der Schellenkönig ist dagegen eine Spielkarte. Im „deutschen Blatt“, das vor allem in Bayern und angrenzend üblich ist (s. https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/23/Verbreitung_Kartenbilder_Deutschland%2C_%C3%96sterreich%2C_Schweiz.PNG/440px-Verbreitung_Kartenbilder_Deutschland%2C_%C3%96sterreich%2C_Schweiz.PNG), ist Schellen eine Farbe, die jedenfalls im bayerischen Schafkopf-Spiel offenbar lange die höchste war, sodass der Schellenkönig in der Zeit des Königreichs mit dem weißblauen Rautenschild des bayerischen Wappens abgebildet wurde (s. Knoller, Alois: "Aus Augsburg kommen die ersten Spielkarten Bayerns." In: Augsburger Allgemeine, 23.08.2010 <https://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/Kartenspiel-Aus-Augsburg-kommen-die-ersten-Spielkarten-Bayerns-id8357971.html>). Noch über ihn hinaus zu loben, ist dann zu viel.
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- 17.12.2023