Fliegenklatsche
Fliegenklatsch / -patsche(r) / -tuscher / -tätscher (Frage 1i)
Foto: privat
Das Problem lästiger Insekten ist uralt; Kühe und andere Tiere nutzen ihren Schwanz, um sie zu vertreiben. Das abgebildete mechanische Gerät zum Erschlagen von Fliegen ist dagegen vergleichsweise jung, es wurde 1953 von dem Stuttgarter Erich Schumm als Patent angemeldet (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Schumm); durch die Fertigung aus Kunststoff hat das Gerät eine besonders große Flexibilität. Die Bezeichnung Fliegenklatsche ist jedoch nicht erst mit diesem Typ aufgekommen, das Wort ist schon seit dem 17. Jh. belegt (DWDS, s.a. DWB Bd. 3 Sp. 1787). Üblich ist diese Bezeichnung überall in der Nordhälfte von Deutschland, und auch in der Südhälfte, vor allem im Südwesten, ist dies zumeist die vorherrschende Benennung. Zugrunde liegt das lautmalerische Verb klatschen, mit dem Ableitungsuffix -e zur Benennung eines Geräts, das den Vorgang ausführt (wie bei Trage oder Schneide) – an manchen Orten in Österreich auch Fliegenklatscher mit dem Suffix -er, das in dieser Funktion heute normalerweise geläufiger ist (vgl. Schläger, Staubsauger, Geschirrspüler oder Teppichklopfer, s. Kt. 1h).
Neben den allgemein vorherrschenden Komposita mit Fliegen- (runde Symbole) wurden in der Südhälfte Deutschlands gelegentlich auch solche mit Mücken- gemeldet (dreieckige Symbole); der Grund hierfür dürfte nicht sein, dass man mit dem Gerät auch Stechmücken erschlagen kann, sondern dass das im Norden als Fliege bezeichnete Insekt in Teilen von Süddeutschland Mücke genannt wird (vgl. WDU Bd. 4 Kt. 57) – die Stechmücke hat in diesen Regionen dagegen andere Bezeichnungen, s. https://www.atlas-alltagssprache.de/r11-f4d/).
Dass trotzdem auch im Süden zumeist Fliegen(-klatsche) angegeben wurde, hat vielleicht den Grund, dass es sich bei dem abgebildeten Modell um einen neuen, nicht um einen traditionellen Gegenstand handelt. Dennoch gilt nicht überall dieselbe Bezeichnung: In Süddeutschland findet sich auch – ebenso lautmalerisch – Fliegenpatscher bzw. Mückenpatscher, in Franken auch mit dem Suffix -e Fliegenpatsche bzw. Mückenpatsche. Auch in Ostbelgien wird Fliegenpatsche verwendet. (Der Ausdruck in der Patsche sein / sitzen / stecken geht auf dieselbe Lautmalerei zurück, nur dass hier nicht das Geräusch eines flachen Schlags gemeint ist, sondern das eines Tritts in unfesten Boden (DWDS: Straßenschmutz) – und schließlich dieser Boden selbst.)
In Lothringen und im Saarland wurde ein weiteres sehr ähnliches Wort angegeben: Fliegenplätsch(e). Im östlichen Niederbayern ist dagegen eine ganz andere Variante üblich: Fliegentuscher– nach einem oberdeutschen Verb tuschen für ‘schlagen’, das laut DWB (Bd. 22, Sp. 1923) auch wieder lautmalerisch zu erklären ist.
Die Schweiz, Südtirol und große Teile von Österreich heben sich wieder mit anderen Varianten ab: Fliegentätscher in der Schweiz und Vorarlberg sowie in Südtirol, mit einigen Streumeldungen im Elsass / in Baden-Württemberg und im Land Salzburg. Das Kartenbild lässt ein ehemals größeres Verbreitungsgebiet annehmen, und ein schallnachahmendes Verb tätschen (mit ungefähr demselben Bedeutungsspektrum wie patschen), das etwa auch den beiden Speisenbezeichnungen Tätschli und Hacktätschli zugrundeliegt (vgl. Ktn. "gebackene Kartoffelfladen" und "gebratener Fleischkloß"), ist nicht nur im Schweizerischen Idiotikon (Sp. 2134f.) verzeichnet, sondern z.B. auch im PfWb (Bd. 2, Sp. 138) oder im ElsWb (Bd. 2, Sp. 138).
In der Osthälfte von Österreich gilt schließlich Fliegenpracker – mit demselben regionalen Wort für ein Instrument zum Schlagen wie in Teppichpracker ‘Teppichklopfer’ (s. Kt. 1h).
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- 12.12.2023