Marienkäfer

9_03d

Marienkäfer (Frage 3d)

Während Dialektwörterbücher und -karten eine große Bezeichnungsvielfalt für den Marienkäfer dokumentieren (s. z.B. Pfälz. Wb., Artikel Herrgottskäfer: Billenböbchen, Bruchkäfer, Feuermücke, Filippine, Gottesböbel usw., vgl. a. Wikipedia [13.03.2013]), wurde uns für die Alltagssprache aus dem deutschsprachigen Raum überwiegend nur Marienkäfer gemeldet (obwohl diese Option unter vielen stand und in der Frage nur von dem „abgebildeten Insekt“ die Rede war). Hier hat offenbar die Standardsprache weitgehend die regionalen Bezeichnungen verdrängt, außer in wenigen Gegenden. Der Umriss eines Mariechenkäfer-Areals findet sich noch um Berlin herum, eine Reihe von Junikäfer-Zweitmeldungen gibt es in Franken, und noch vorwiegend als Erstmeldung wurde in der Gegend zwischen Eisleben, Erfurt und Leipzig Mutschekiebchen angegeben. Die relative Stabilität von letzterem erklärt sich wohl durch besondere Beliebtheit dieses von außen undurchsichtigen, expressiv klingenden Dialektworts. Ansonsten finden sich andere Bezeichnungen hauptsächlich außerhalb von Deutschland: Die lothringischen/elsässischen Informanten – die weniger mit dem Einfluss der deutschen Standardsprache zu tun haben – melden durchgehend Herrgottskäfer, in Luxemburg heißt es Himmelstierchen, im Schweizer Kanton Bern Himmelsgüegeli, in der Zentralschweiz Muttergotteskäfer. Den Bezug auf die Jungfrau Maria in vielen Bezeichnungen (vgl. a. engl. lady-bird/lady-bug, span. mariquita) erklärt Kluge damit, dass die sieben Punkte der hierzulande häufigsten Art als Symbol der sieben Schmerzen Mariens angesehen wurden. Auffällig ist indessen, wie häufig auch bei den übrigen regionalen und dialektalen Bezeichnungen solche Bestimmungswörter wie Himmel- oder (Herr-)Gott- sind (vgl. a. nl. lieveheersbeestje). Das DWB (Bd. 8, Sp. 1017) verweist im Artikel Gott auf Gottes- als erstes Kompositionsglied „in einer gruppe von tier- und pflanzenbenennungen, besonders solchen volkssprachlicher art, vielfach ohne erkennbaren grund, z. t. wohl noch in vorchristlicher tradition wurzelnd; nicht selten in gleicher benennung für verschiedene tiere bzw. pflanzen“. Die anschließende Reihe von Tiernamen enthält diverse Bezeichnungen gerade für den Marienkäfer – eine mögliche Erklärung ist eventuell, dass dieses optisch auffällige Insekt als Schädligsbekämpfer besonders geschätzt wurde (s. Wikipedia [13.03.2013]).

Schweizerisch Gueg/Güegi/Güegeli bezeichnet verschiedene Arten von Würmern und Insekten, besonders solche mit Panzer, die Herkunft ist nicht klar (s. Schweizer. Idiotikon Artikel guegDWB Bd. 9, Sp. 1047, 2Guge). Mutschekiebchen (auch als Motsche- und in anderen Lautvarianten zu finden) geht auf eine Diminutiv-Form zu Mutschekuh (Kosename für ‘Kuh’, „Muhkuh“) zurück (Spangenberg, 204), vgl. a. die Bezeichnungen Mutschenkalb, Muttergotteskühchen, -kälbchen, -hühnchen, -mäuschen für den Marienkäfer (ebd.).