Bräter/Reine

In den Fragen 1c) und 1d) ging es um zwei ähnliche Gefäße zum Braten oder Backen von Speisen. Zur Unterscheidung dieser beiden Gefäße waren recht ausführliche Beschreibungen gegeben.

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Bräter/Reine (eckig) (Frage 1c)

In Frage 1c ging es um „ein rechteckiges Gefäß mit hohem Rand, oft mit Henkeln an der schmalen Seite, aus Gusseisen, Email oder Edelstahl und gewöhnlich ohne Deckel, in dem man Fleisch, Fisch oder Gemüse zum Braten oder Schmoren ins Rohr oder in den Ofen schiebt“. Dazu wurden Varianten von im Wesentlichen vier verschiedene Grundformen genannt bzw. angekreuzt: Bräter, Rein(e), Kasserol(e) und Kar.

In Österreich (außer Vorarlberg), Südtirol, Ober- und Niederbayern sind fast ausschließlich die Varianten Rein, Reine oder – als Diminutiv – Reindl gebräuchlich. Dabei handelt es sich nach dem DWB (Bd. 14, 699) um ein Wort für ‘Becken, Tiegel’, das „mundartlich, vorwiegend in Oberdeutschland“ als Bezeichnung „von einem flachen küchentiegel von blech oder thon oder von einer flachen milchschüssel gebraucht wird“. In Deutschland und der Schweiz konkurrieren nach den Meldungen unserer Informanten die beiden Varianten Bräter und Kasserolle. Bräter ist eine recht durchsichtige Wortbildung (Nomen instrumenti mit dem Suffix -er und Umlaut, wie Schläger) zum Verb braten. Kasserolle wurde im 17./18. Jahrhundert aus dem französischen casserole entlehnt; der Bestandteil casse soll von einem in den nordfrz. Mundarten (seinerzeit) gebräuchlichen Wort für ‘Pfanne’ abgeleitet sein (Pfeifer, Duden-Etymologie 2007, Kluge). Es verwundert nicht, dass Kasserolle bzw. Kasserol in Luxemburg und im Elsaß die vorherrschende Variante ist. In den grenznahen Gebieten (Süd-)Westdeutschlands und in der Schweiz macht sich der französische Spracheinfluss jedoch nicht in einer ähnlich starken Weise bemerkbar.  Die Verbreitung der vierten Variante, Kar, ist recht genau auf das Gebiet Bayerisch-Schwabens begrenzt. Kar ist ein altes Wort für ein ‘Gefäß’ (mhd. kar ‘geschirr, schüssel, bienenkorb …’), das in den bairisch-schwäbischen Mundarten auch als Bezeichnung für einen ‘ebenerdigen Heulagerraum’ (KSBS 2007, 288f.) und in den Alpenländern auch für einen ‘Gebirgskessel’ stehen kann.


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Bräter/Reine (oval) (Frage 1d)

In 1d) war im Gegensatz zu 1c) gefragt nach einem „ovalen Gefäß mit sehr hohem Rand und Henkeln, aus Gusseisen, Emaille oder Edelstahl und gewöhnlich mit Deckel, in dem man Fleisch, Fisch oder Gemüse zum Braten oder Schmoren ins Rohr oder in den Ofen schiebt“. Das Kartenbild ist im Wesentlichen dem zu Frage 1c) ähnlich. Allerdings wurde das Gefäß nun stellenweise in Norddeutschland und in Österreich sowie deutlicher in der Schweiz als eines identifiziert, zu dem man eher Kasserolle sagt; in Österreich gibt es hier auch einige Meldungen für Bräter. Auch das Gebiet von Kar ist hier zugunsten von Bräter kleiner geworden. Das Unterscheidungsmerkmal „mit Deckel“ mag der Grund für die Variantenmeldungen Topf /Tüpfi aus der Schweiz sein.