Schnurrbart

10_08c

Schnurrbart (Frage 8c)

"Das, was der abgebildete Herr trägt" (so der Fragebogen), also ein Bart über der Oberlippe, wird  offiziell, z.B. in polizeilichen Personenbeschreibungen, häufig als Oberlippenbart bezeichnet. Dies war auch in unserem Fragebogen eine Option, wurde aber nirgends als häufigste oder zweithäufigste Variante an einem Ort gemeldet. Stattdessen wird dieser Bart nach Auskunft der Informanten in Deutschland und Österreich  vielfach, in vielen Gebieten in der Nordhälfte Deutschlands sogar ausschließlich, als Schnurrbart bezeichnet. Schnurre bezeichnete im älteren Deutsch "eine vorwärts gestreckte thierschnauze, niederd. snurre, nase, schnauze"  und wurde "in grober und verächtlicher rede" auch für den Mund des Menschen verwendet (DWB Bd. 15 Sp. 1416), vgl. z. B. schweizerisch d' Schnure halte. Schnurrbart wurde nach dem DWB (ebd. Sp. 1413) ebenfalls zunächst zu "den barthaaren einer schnurre, thierschnauze gesagt, und zunächst in derber rede, dann seit dem 18. jahrh. allgemein und harmlos auf den menschlichen entsprechenden bart übertragen" (vgl. auch niederländisch snor, selten -baard).

Die mit Schnurrbart konkurrierenden Wörter haben einen ganz ähnlichen Ursprung, sie gehen auf Schnauzbart zurück, ein Kompositum, dessen erster Teil Schnauz(e) ja auch heute noch vorwiegend auf Tiere bezogen und nur "in derber Rede" auf den Mund des Menschen übertragen verwendet wird. Die Vollform Schnauzbart wurde nur ein paar Mal verstreut angeklickt, in Sachsen und Thüringen und im Süden Bayerns und Österreichs. Nach dem Duden-Wörterbuch (DUW) ist das Wort ebenfalls standardsprachlich, soll hiernach allerdings speziell einen "großen Schnurrbart" bezeichnen. Die vom Bestimmungswort abgeleitete Form Schnauzer (im DUW als "umgangssprachlich" eingestuft, im VWB² hingegen als in Deutschland und Österreich standardsprachlich) ist nach unseren Daten in Thüringen, Sachsen, Baden-Württemberg und Bayern sowie in Österreich die dominierende Bezeichnung, in Südtirol die einzig übliche. Vor allem im Kölner Raum, aber auch noch bis nach Westfalen und verstreut darüber hinaus findet sich die umgelautete Variante Schnäuzer (lt. VWB² im mittleren Westen und Südwesten Deutschlands standardsprachlich); im Elsaß Schnüzer. In der Schweiz und in Vorarlberg ist durchgehend Schnauz üblich (lt. VWB² auch im Südwesten Deutschlands). Vor allem im rheinfränkischen Gebiet kommt dagegen häufiger eine Ableitung von Schnurr- vor: Schnorres.