dankbar für / um

13_6c_dankbar_fuer_um

dankbar für / um (Frage 6c)

Wie Sie sehen, sehen Sie keine Auffälligkeiten.

Der Anlass für unsere Frage war folgender: Einer Userin des Online-Wörterbuchs Leo war vor einiger Zeit aufgefallen, „dass viele muttersprachliche Leo-Nutzer ‚Ich bin dankbar um jede Information‘ o.Ä. schreiben“, und sie fragte die Community, ob jemand wisse, dass die Verbindung des Adjektivs dankbar mit der Präposition um eine Gebrauchsform sei, die in einer bestimmten Region üblich sei (https://dict.leo.org/forum/viewGeneraldiscussion.php?idForum=4&idThread=971565&lp=ende&lang=de, letzter Abruf 2.7.2024).

Wir präsentierten einen anderen Satz: „Man muss dankbar sein …. (für/um) eine gute Gesundheit.“  Wie die Karte zeigt, ist in einem solchen Satz fast überall dankbar für üblich. Diese ist standardsprachlich auch die einzig anerkannte Form (Duden online). Die Verbindung dankbar um wurde fast nur aus dem Süden des deutschsprachigen Gebiets gemeldet – und wenn, dann häufig neben dankbar für. Nur für zwei Orte (in der Ostschweiz und im Osten Südtirols) erscheint sie als häufigste Gebrauchsform.

Die Tatsache, dass unsere Gewährsleute dankbar um häufig neben dankbar für anklickten, könnte darauf deuten, dass bezüglich des Gebrauchs der Präposition bei vielen Muttersprachler:innen tatsächlich eine gewisse Unsicherheit besteht. Solche ,Zweifelsfälle‘ sind im Deutschen gar nicht so ungewöhnlich bei Präpositionen, die fest mit einem Verb, einem Substantiv oder – wie hier – einem Adjektiv verbunden sind (s. Duden-Zweifelsfälle). Denn die Bedeutungen der Präpositionen gelten in solchen Fällen als ,verblasst‘, das heißt, dass sie nicht mehr in ihrer ursprünglichen (meist räumlichen) Bedeutung verwendet werden, wie z.B. für im Sinne von ‘vor’ (vgl. noch Ich ging im Walde / So für mich hin. bei Goethe, s. DWDS) oder um im Sinne von ‘um ... herum’ (vgl. um das Haus (herum) laufen, s. DWDS). In manchen Fällen dient die Wahl der Präposition zumindest noch der Bedeutungsunterscheidung, zum Beispiel bei kämpfen für (das Erreichen einer Sache) vs. kämpfen um (die Bewahrung einer Sache) (s. Duden-Zweifelsfälle 2021: 5210f. [DWDS]). Bei dankbar sein für / um etwas ist dagegen kein Unterschied. Ähnlich Zweifelsfälle wären ein Mittel für / gegen Schnupfen oder sein Vertrauen auf / in etwas setzen. Varianten, die auch recht klare regionale Gebrauchspräferenzen zeigen, sind etwa an / zu Weihnachten (s. https://www.atlas-alltagssprache.de/runde-7/f04a-d/) oder etwas für / um (einen bestimmten Preis) kaufen (s. https://www.atlas-alltagssprache.de/runde-3/f11a/).