Interjektion (mei/ha/ach, naja/ja mei/ja)


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Interjektion (mei/ha/ach, ...) (Frage 2i)

Zum Ausdruck von Emphase werden Sätze wie „Ist das schön!!“ im deutschen Sprachraum (und nicht nur da) sehr oft durch Interjektionen eingeleitet. Diese Ausrufe sind im Deutschen deutlich regional verschieden: In der ganzen Nordhälfte von Deutschland bis hinunter in die Pfalz und den Westen Frankens würde man bei diesem Beispielsatz mit ach anfangen. Dieser überregional bekannte Ausruf drückt(e) schon seit dem Ahd. zumeist Schmerz und Klage aus (DWB I, 161), vgl. auch das von ach abgeleitete Verb ächzen, aber daneben auch (freudige) Überraschung wie hier. Ach wurde im Westen verstreut auch noch weiter aus dem Süden gemeldet, bis hinunter in die Schweiz, außerdem ist es in Südtirol üblich.

Der dominierende Ausruf im Südwesten Deutschlands ist dagegen ha (abgesehen von wenigen Ausnahmen genau auf Baden-Württemberg und die angrenzenden Orte im Elsass beschränkt), eine Interjektion, die anderswo eher für den Ausdruck von Triumph oder ähnlicher Gefühle des Sich-Behauptens reserviert ist (vgl. die zwei Bedeutungen in DUW IV, 1626). In der Schweiz ist stattdessen hai verbreitet. Alle diese Varianten haben gemeinsam, dass sie an ein spontanes starkes Ausatmen erinnern: Sie beginnen direkt mit dem Vokal a, für den die Zunge nicht gehoben werden muss, oder setzen diesem noch den „Hauchlaut“ h voran, der auch bei starkem Ausatmen entsteht. Im Elsass und in Lothringen steht neben ah auch oh, das h markiert hier in beiden Fällen aber wohl nur den langen Vokal.

Das südöstliche Viertel des deutschen Sprachgebiets hat dagegen für solche Ausrufe eine ganz andere eigene Form, nämlich mei. Diese Interjektion mei geht auf das Possessivpronomen mein zurück (das in diesem Gebiet dieselbe Lautgestalt, ohne -n, hat); das DWB (XII, 1919f.) vermutet: „man kann sich denken, dasz es kürzung sei von mein geselle, mhd. mîn geselle, die einst so häufige anredeformel für jeden dem man freundlich gesinnt war“, erwägt für die Kombinationen „ei du mein, ach mein in eindringlicherer rede“ jedoch auch „unterdrückung des namens gottes oder Jesu [...], die man sich scheut im ausrufe zu misbrauchen“ (vgl. ähnlich Schmeller I, 592).

Die im DWB angeführten zahlreichen Belege für den Ausruf Mein! bei Autoren des 16. bis früheren 19. Jhs. aus verschiedenen Regionen, z.B. bei dem Sachsen Lessing, dem Hessen Goethe und dem Schwaben Schiller, lassen annehmen, dass die heutige klare regionale Begrenzung des Gebrauchs sich erst in jüngerer Zeit entwickelt hat. Heute verwendet man den Ausruf mei zum Ausdruck positiver Überraschung nach sehr einhelliger Auskunft unserer Informanten jedenfalls nur in einem geschlossenen Gebiet von Österreich über Bayern bis in den Osten von Baden-Württemberg und nach Norden hin bis ins östliche Ober- und Mittelfranken.

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Interjektion (na ja/ja mei/ja ...) (Frage 2j)

Zum Ausdruck der Resignation, in Sätzen wie „..., da kann man nichts machen.“, wird die Interjektion mei ebenfalls benutzt, im Prinzip im selben Raum wie beim Ausruf der Überraschung, also in Bayern (wieder ohne Unterfranken) und im Osten von Baden-Württemberg sowie in Österreich, allerdings in diesem Fall nicht in Niederösterreich. In diesem resignativen Gebrauch steht mei jedoch nur in Bayern oft allein, genauso wie in dem freudigen Ausruf (s. oben Frage 2i) – ansonsten wird zumeist die Kombination ja mei benutzt. Das zustimmende ja, das die meisten Varianten dieser Karte gemeinsam haben, drückt hier wohl aus, dass das Übel (notgedrungen) akzeptiert wird. In der Schweiz, im Elsass und im Südwesten Deutschlands, am Westrand auch noch weiter nördlich, wird auch allein ja zur Einleitung von „Da kann man nichts machen.“ verwendet. Im nördlicheren Teil von Deutschland sagt man ansonsten naja – wobei sich na als abgeschwächte Form von nu (nun) erklären könnte, s. Pfeifer – wie auch in Niederösterreich und Wien sowie verstreut im Südosten von Österreich und im Südwesten von Deutschland, selten (und verstreut) wurde auch reines na oder eine Verstärkung von ja zu tja angegeben.