Moos, Morgen (Pl.)

Pluralformen (Fragen 5c und 5f)

Es gibt im Deutschen für einheimische Substantive neben dem sogenannten Nullplural (z. B. die Schüler) acht verschiedene Weisen, den Plural zu bilden: Dafür stehen fünf Pluralendungen (-e, -n, -en, -er, -s) sowie Kombinationen von Pluralendungen mit dem Umlaut zur Verfügung (ohne Endung + Umlaut: die Väter, -e + Umlaut: die Bänke, -er + Umlaut: die Blätter). Abgesehen von Doppelformen, die zur semantischen Differenzierung genutzt werden (z. B. die Bänke vs. die Banken), begegnen auch regional unterschiedlich verwendete Pluralvarianten. Die regionale Vielfalt der Pluralformen für einzelne Substantive war schon Thema in früheren Erhebungsrunden (AdA, Runde 3, Fragen 2a-b; AdA, Runde 5, Fragen 20a-c). Dabei zeigte sich, dass Varianten mit Umlaut (die Wägen, die Täg(e), die Pärke, vgl. auch WDU IV-79: die Krägen) eher im Süden des deutschen Sprachgebiets zu hören sind. Diese Beobachtung bestätigt sich auch am Beispiel des Plurals von Moos und Morgen.

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Plural von Moos (‘sumpfiges Gebiet’) (Frage 5c)

Der Plural von das Moos i. S. von ‘sumpfigem Gebiet’ („In dieser Gegend sind viele …“) wird in der Alltagssprache in den deutschsprachigen Ländern ganz überwiegend mit -e gebildet (die Moose). Die Karte zeigt aber zwei markante Ausnahmen: In der Ostschweiz und in Kärnten hört man auch eine endungslose Form (die Moos), und vor allem in Westösterreich und in Südtirol – dort ganz überwiegend – lautet der Plural die Möser (mit -er und Umlaut).

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Plural von Morgen (im Sinne von ‘Tageszeit’) (Frage 5f)

Gefragt war nach der Mehrzahl von der Morgen in einem Satz wie: „Die … sind da im Winter sehr kalt.“ Für die Standardsprache scheint es unstrittig zu sein, dass der Plural von der Morgen endungslos und ohne Plural sein muss (s. Zweifelsfälle-Duden). In der Alltagssprache ist diese Pluralform, die Morgen, in Deutschland und Österreich verbreitet, vereinzelt auch in der Schweiz und in Südtirol. Während aus Südtirol meist ein ganz anderer Ausdruck gemeldet wurde (dort ist Morgen in diesem Kontext eher unüblich), dominiert in der Schweiz ganz deutlich die Pluralform mit Umlaut: die Mörgen. Auffällig ist aber auch eine dreisilbige Variante (das ist sonst für das Deutsche eher unüblich, s. o.), nämlich Morgende. Diese wurde aus ganz Norddeutschland (meist als zweithäufigste Variante), mehrheitlich aus Luxemburg und vereinzelt auch aus der Südschweiz, Südtirol und Kärnten gemeldet. Verschiedentlich begegnet diese Form auch in der Standardsprache, z. B.: „Selbst wenn die Morgende schon manchmal ganz schön frisch sind …“ (Mannheimer Morgen, 22.09.2005), „An vier Morgenden in der Woche kommen rund 20 Kinder unterschiedlicher Nationalitäten zusammen.“ (Rhein-Zeitung, 26.04.2005). Möglicherweise ist Morgende eine analoge Bildung zu Abende; dies legt auch das paarige Auftreten der beiden Wörter nahe, wie es etwa in Reiseberichten im Internet zu sehen ist: „die (stillen/kühlen/…) Morgende und Abende“.