stiekum

9_05g

stiekum/stickum i.S.v. ‘heimlich’ (Frage 5g)

Etwas stiekum tun bedeutet meist ‘etwas ganz heimlich, leise tun’ (DUW). Bei Kluge wird es auf ein rotwelsches Wort stiekum zurückgeführt, das sich vom westjiddischen Wort schtieke ‘ruhig’ ableite, welches wiederum auf hebräisch šeṯīqā(h) ‘Schweigen’ zurückgehe. Es kann – wie das standardniederländische stiekem – auch eine negative Konnotation haben und dann ‘so hintenrum’ bedeuten (so eine der im Rheinischen Wörterbuch angegebenen Bedeutungen, s. RhWb VIII, 678f.).

Im Fragebogen wurde nach stiekum oder stickum (daneben gibt es noch die Aussprachevariante stiekem) in der Bedeutung ‘heimlich’ gefragt. Als Beispielsatz wurde angeführt: Sie haben stiekum/stickum geheiratet. Wie die Karte zeigt, wird das Wort alltagssprachlich in Teilen Nordwestdeutschlands „ab und zu" verwendet, „üblich" ist es insbesondere in Gebieten, die an die Niederlande angrenzen (Niederrhein, Grafschaft Bentheim, Ostfriesland). Der Ausdruck scheint früher in der dialektalen Alltagssprache bekannter gewesen zu sein. Im Rheinischen Wörterbuch etwa liest man, dass es in der Rheinprovinz „im ganzen Geb. hier u. da verbr[eitet]“ gewesen sei RhWb VIII, 678). Eine Düsseldorfer Brauerei hat dem Wort offenbar ein hohes Lokalkolorit zugebilligt, als sie vor einigen Jahren einem „Edeldestillat“ des Hauses den Produktnamen Stickum® gab.

Auch das Pfälzische und das Elsässische Wörterbuch führen das Wort auf – das eine allerdings eher als Teil eines Sonderwortschatzes („gebräuchlich bes. unter Viehhändlern, Metzgern, Juden [!]", PfWb, VI, 589) , das andere als „Interj[ektion] des Schweigens“ (ElsWb II, 578b).

Obwohl das Wort in der Alltagssprache also eine recht geringe regionale Verbreitung hat, wird es auch in überregionalen Zeitungen und Magazinen immer wieder verwendet (vgl. etwa die Belege im Wiktionary-Eintrag [13.03.2013]).