Frage nach dem Besitzer

Frage nach dem Besitzer (Frage 13g)
Wenn man danach fragen will, wer der Besitzer einer bestimmten Sache (zum Beispiel einer Tasche) ist, gibt es in der heutigen Alltagssprache im Wesentlichen drei Varianten:
Zunächst kann man mit der Genitivform des Interrogativpronomens fragen (die im Gegensatz zu den anderen Pronomen des wer-/was-Paradigmas immer mit Substantiv stehen muss): Wessen Tasche ist das?. Von dieser Form wird in der Alltagssprache aber offensichtlich kaum Gebrauch gemacht.
Alle anderen Varianten haben das Interrogativpronomen wem, und das Objekt des Besitzes ist das Subjekt.
Die am weitesten verbreitete Form ist diejenige mit wem und dem Verb gehören: Wem gehört die Tasche da?. Diese Form ist fast im gesamten Norden des deutschen Sprachgebiets üblich. (Auffälligerweise entspricht die relativ scharfe Südgrenze dieses Areals ungefähr der sogenannten ,Benrather Linie‘, die die niederdeutschen von den hochdeutschen Dialekten trennt.) Daneben kommt diese Variante aber auch in Ostbelgien, Luxemburg sowie in weiten Teilen der oberdeutschen Dialektgebiets vor (in Südtirol sogar ausschließlich).
Die weiteren Varianten werden mit wem und dem Hilfsverb sein gebildet. Die Verbreitungsgebiete dieser Varianten stimmen in etwa mit der Verbreitung des possessiven Dativattributs überein (s. https://www.atlas-alltagssprache.de/attribut/).
In den mitteldeutschen Dialektgebieten (dort ganz überwiegend) und in der Deutschschweiz, selten auch in Österreich, sagt man einfach Wem ist die Tasche?. Eine Variante davon ist In wem isch die Täsch(e)? (bzw. in der Ausspracheform En wana esch …?). Das in wird vom Artikelverfasser des ElsWb (Bd. 1, Sp. 47a) so erklärt: „Aus der Verwechslung von em = im (in dem) und em = dem entwickelte sich wohl die Vorsetzung des in vor jeden Dativ: im Vater, in der Mueter […] In wëm ist das Kind?“.
In den oberdeutschen Dialektgebieten, besonders in Baden-Württemberg und Franken, allerdings nicht in Südtirol, dem Westen Österreichs und der Deutschschweiz (bis auf wenige Orte entlang der deutschen Grenze), aber auch in Anhalt, Teilen Sachsens und Ostbelgien, wird diese Konstruktion noch um das Possessivpronomen seine erweitert: Wem(/Wen) sei(ne) Tasch(e) ist das?.
Der WDU (3–61) hat eine vergleichbare Karte mit Daten aus den 1970er Jahren. Die Frageoptionen wurde damals ohne Interrogativpronomen wem angeboten. Die Variante ist der Ball dir? erscheint dort in fast denselben Gebieten wie Wem ist die Tasche? (Mitteldeutschland) und In wem isch / En wana esch die Täsch(e)? (v.a. Deutschschweiz) auf unserer Karte. Für den Großteil des deutschsprachigen Gebiets wurde die Form gehört der Ball dir? verzeichnet.
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- 23.07.2023