Uhrzeit: 10.15

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Uhrzeit: 10.15 (Frage 11e)

Was Verabredungen im deutschsprachigen Raum immer wieder schwierig macht, sind bestimmte Zeitangaben, wenn die Gesprächspartner aus verschiedenen Gegenden kommen, in denen verschiedene Varianten üblich sind. Das ist etwa der Fall bei Bezeichnungen für die Viertelstunden vor oder nach einer vollen Stunde.
Für „10.15 Uhr“ sagt man im Nordwesten und Südosten Deutschlands, in Ostbelgien, Luxemburg sowie im Westen Österreichs (z.T. auch in Oberösterreich) und in Südtirol viertel nach zehn. In einem breiten Streifen dazwischen sowie im Osten Österreichs und in Kärnten ist dagegen viertel elf üblich. Diese Bezeichnung geht auf ein altes „oberzähliges“ System zurück (König et al. 2015, 233), in dem von der nächstfolgenden Stunde aus gerechnet wird (,eine Viertelstunde auf elf Uhr hin‘, entsprechend dreiviertel sechs für 5.45, s. unsere entsprechende Karte, oder auch noch der Ausdruck anderthalb für 1½ ‘die Hälfte vom anderen, Zweiten’). In Österreich ist auch die Bezeichnung viertel über zehn verbreitet, die wie viertel nach zehn zählt. In der Schweiz heißt es meist viertel ab zehn.
Vergleicht man unsere Karte mit der WDU-Karte „6.15“ aus den 1970er Jahren (WDU I, 40), so zeigt sich, dass die Verbreitung der verschiedenen Varianten im Wesentlichen unverändert geblieben ist. Allerdings ist die Bezeichnung viertel sieben/elf/ … insgesamt zurückgegangen (ähnlich dreiviertel 6 für „5.45“, s. Elspaß 2005a, 13 u. 44f.). So zeichnet sich die alte innerdeutsche Grenze auf der neuen Karte schärfer ab: In den 1970er Jahren wurde aus Nordhessen und dem südöstlichen Niedersachsen noch häufig viertel 7 gemeldet. Und auch aus dem Südosten Bayerns kamen damals noch einige viertel 7-Meldungen. In der Schweiz hat sich neben dem insgesamt dominierenden viertel ab sieben/zehn weiterhin viertel nach sechs/zehn im Kanton Bern und viertel über sieben/elf im Osten gehalten.