gebackene Kartoffelfladen

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gebackene Kartoffelfladen (Frage 1e)

 

kartoffelpuffer

Foto: Klaus Steves / pixelio.de

Der ‘Fladen aus rohen, geriebenen Kartoffeln, der in Fett gebraten wird’, heißt im Großteil Deutschlands und in Österreich Kartoffelpuffer (dies ist auch die Bezeichnung, die auf Kartoffelteig-Fertigprodukten steht). Wie in Puffreis, Puffärmel u. ä. bezeichnet Puff- in Puffer wohl ein ‘Aufblähen’, hier genauer das Aufgehen des Kartoffelteigs (Kluge 654) bzw. die daraus resultierende Form. Eine andere Erklärung bezieht sich auf das Geräusch beim Backen (Duden Etymologie 558; auch für nl. poffer(tjes) – sehr kleine Pfannkuchen – werden beide Erklärungen erwogen, s. de Vries/de Tollenaere 289). Im Rheinland nördlich der Mosel, wo dieses Gericht auch als Imbiss besonders populär ist, wird es dagegen nach der Zubereitung der Kartoffeln für die Teigmasse Reibekuchen genannt, in Westfalen Reibeplätzchen. Auch im bayerischen Reiberdatschi (v. a. von der Donau an südlich) bezieht sich der Name auf das Kartoffeln-Reiben.

Ist das Bestimmungswort bei den zusammengesetzten Formen nicht Reibe-, dann ist es Kartoffel- oder eines seiner Synonyme, wie Erdäpfel- (dazu auch Härdöpfel-) oder Grombeer- (zu ,Grundbirne‘; zu weiteren Erläuterungen vgl. Lausberg/Möller, Kt. 1). Das Grundwort von Reiberdatschi ist eine Bezeichnung für ein Gebäck mit flachem Teig (besonders Obstkuchen), die sich wohl als lautmalerische Nachahmung des Geräuschs bei der Herstellung fladenartiger Teigklumpen erklärt (vgl. p(l)atsch, klatsch, Matsch usw.). Die Varianten Dotsch und Detscher im nördlichen Bayern bzw. im thüringisch-osthessischen Gebiet gehören ebenfalls hierzu, ebenso wie Tätschli in der Schweiz (das Schweizerische Idiotikon 13, 2122 fasst unter Tätsch (d) verschiedene Arten von „teigartige[r] flachrunde[r] Masse“ zusammen, darunter Eier- und Kartoffelspeisen, aber auch Kuhfladen).

Im Westen Deutschlands sowie in der Schweiz bestehen die Grundwörter dagegen aus -kuchen (bzw. aus Diminutivformen wie -küechli/-kichelchen) oder -p(f)ann(e)kuchen. Die Bezeichnung Kartoffelpfannkuchen bzw. Grombeerpannekuchen wurde aus verschiedenen Orten um das rheinisch-westfälische Reibekuchen-/Reibeplätzchen-Gebiet herum gemeldet. In der WDU-Karte II-68 ist diese Bezeichnung in der Pfalz und in Hessen noch erheblich stärker vertreten, findet sich aber auch noch in Schleswig-Holstein und Mecklenburg, wo sie inzwischen offenbar völlig von Kartoffelpuffer abgelöst ist. Auch Kartoffelkuchen in Vorpommern wurde uns nicht mehr gemeldet. Backes in Franken hat sich dagegen gehalten, und auch ansonsten hat sich die Verteilung der Varianten wenig geändert. Der Unterschied zwischen Tätschli und Rösti in der Schweiz besteht üblicherweise wohl darin, dass Rösti nur durch die eigene Kartoffelstärke, ohne Zugabe von Mehl und Eiern, gebunden werden. Die Rösti-Meldungen aus der Ostschweiz gehen möglicherweise auf die Fragestellung nach dem „Fladen aus rohen, geriebenen Kartoffeln“ zurück, denn die Zubereitung mit rohen oder gekochten Kartoffeln scheint in der Schweiz regional sehr verschieden zu sein (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Rösti, 30.12.10). Auch für dieses Gericht gibt es übrigens in der Schweizerdeutschen Mundarten verschiedene Bezeichnungen (vgl. KSdS, 102f.).