Fußball

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Fußball spielen und Fußballspieler (Fragen 1a und 1b)

Für das nichtprofessionelle Fußballspielen, also für den Freizeitsport, ist Fußball spielen der Ausdruck, der in allen deutschsprachigen Ländern bekannt ist. Er wird vor allem im Norden Deutschlands, in Bayern und Österreich verwendet; in Ostbelgien, Luxemburg und Südtirol ist dies offenbar die einzige gebräuchliche Form. In Deutschland (und zwar fast ausschließlich dort) ist jedoch bolzen die geläufigste Bezeichnung; sie ist von Bolz(en) abgeleitet (Kluge, Pfeifer). Im Westen Deutschlands und im Osten Österreichs ist darüber hinaus das Wort kicken verbreitet, das vom engl. kick stammt; in der Steiermark, dem Burgenland und Niederösterreich sowie Baden-Württemberg ist es die weit überwiegend genannte Form. In der Schweiz benutzt man den Ausdruck tschutten/schutten, der wohl auf das engl. Verb shoot zurückzuführen ist (VWB, S. 806; Schweizerisches Idiotikon, 1803f. unter tschûten); in Vorarlberg und in Teilen der Ostschweiz trennt man dagegen tschutten von Fußballer (s. die Karte unten). Auffällig sind zwei kleinregionalere Formen: im Ruhrgebiet das Wort pöhlen und in Sachsen der Ausdruck bäbbeln.

Pöhlen scheint mit Pfahl zusammenzuhängen (pöhlen = niederdt. für pfählen). Eine Erklärung wäre, dass die Kraft und Schnelligkeit beim Schießen (!) des Fußballs mit derjenigen beim Einschlagen eines Pfahls verglichen wird – so ähnlich wird der Zusammenhang auch bei bolzen erklärt (Vergleich mit dem Vorgang des Einpressens eines Bolzens / Schießens mit Bolzen, s. Kluge). Eine andere Möglichkeit wäre eine Bedeutungsentwicklung, die sich im Rheinischen Wörterbuch andeutet (bei der aber auch Pfahl / pfählen der Ausgangspunkt ist): Dort sind unter pfählen neben ‘Pfähle einschlagen’ auch Bedeutungen verzeichnet, die eine Ausweitung von ‘werfen mit Holzknüppeln’  – „mit Knütteln (aber auch mit Steinen) in die Obstbäume, bes. Nussbäume, werfen, damit die Früchte (Nüsse) herabfallen“ –  zu ‘werfen (v.a. in Kinderspielen) mit Steinen, Schneebällen, Murmeln’ allgemein erkennen lassen. Von da aus wäre dann auch eine Weiterentwicklung zu ‘(Fuß-)Ballspielen’ denkbar. Das Wörterbuch der Fußballsprache (S. 225) stellt sogar über das mittelhochdt. Verb boln ‘rollen, werfen, schleudern’ einen Zusammenhang zwischen pöhlen und bolzen her.

Die Herkunft von bäbbeln ist unsicher. Obwohl es nicht häufig gemeldet wurde, scheint es in Sachsen sehr bekannt zu sein – 2010 wurde es in feierlichem Rahmen zum „schönsten sächsischen Wort“ gekürt (http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2577080).

Die (mehr oder weniger professionellen) Fußballsportler werden in der Alltagssprache meist Fußballer genannt. Nur in der Schweiz bevorzugt man – parallel zum tschutten/schutten (s.o.) – die Varianten Tschütteler oder Schütteler. Daneben gibt es noch zwei weitere Varianten: Vor allem aus dem Norden wird häufig die Zusammensetzung Fußballspieler gemeldet und aus dem Westen Deutschlands – von Westfalen bis hinunter nach Baden-Württemberg – sowie aus dem Osten Österreichs Kicker (s.o. kicken).

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