Portemonnaie, Brieftasche

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Geldbeutel/Portemonnaie (Frage 3i)

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Foto: Thommy Weiss / pixelio.de

Das kleine Behältnis aus Leder, Stoff oder Plastikgewebe für Geld, Ausweiskarte sowie Geld- und Kreditkarten wird im Handel häufig als Geldbörse bezeichnet (eine Entlehnung aus mittellat. bursa ‘Ledersack, Fell’, vgl. ital. borsa ‘Tasche’, vermittelt über nl. beurs, auf das auch Börse ‘Handelsplatz’ zurückgeht, vgl. auch frz. bourse und engl. purse ‘Geldbeutel (von Frauen)’, ‘Handtasche’.) Dieses Wort ist jedoch nach DUW „gehobener“ Stil, in der Alltagssprache ist es nur in Niederösterreich und Wien/Burgenland tatsächlich üblich, oft in der Verkleinerungsform Geldbörse(rl).
In der Nordhälfte Deutschlands, in Ostbelgien und Luxemburg sowie in der Schweiz wird dagegen normalerweise Portemonnaie verwendet, in eingedeutschter Schreibung Portmonnee. Dabei handelt es sich um ein relativ junges Lehnwort aus dem Französischen (dort wie im Deutschen erst im 19. Jh. belegt, gebildet aus porter ‘tragen’ + monnaie ‘Münze, Geld’). Es hat eventuell mit der allgemeinen Verbreitung des Papiergelds ab dem 19. Jh. zu tun, wenn Portemonnaie in diesen Gebieten das ältere Wort Geldbeutel abgelöst hat, das noch deutlich auf die älteren, (an den Gürtel gehängten) sackartigen Behälter zur Aufbewahrung von Münzen Bezug nimmt. In Bayern und Baden-Württemberg sowie in Gebieten in der Eifel und in Hessen ist dagegen Geldbeutel in Gebrauch geblieben und auf das nicht mehr beutelförmige Behältnis übertragen worden. Aus der Schweiz wurde vereinzelt auch Geldsack/-säckel gemeldet, was ebenfalls noch an die Zeit des ausschließlichen Münzgelds erinnert (auch in erstarrten Ausdrücken wie Stadtsäckel noch zu finden). In Österreich gelten andere Bezeichnungen: Außer Geldbörse(rl) sagt man dort Brieftasche (Kärnten) wie in Südtirol (vgl. Karte „Brieftasche“), im übrigen Österreich Geldtasche(rl).
Im Vergleich zu der WDU-Karte (Bd. 3 Kt. 15) hat sich die Verteilung fast nicht geändert, nur scheint in der Schweiz die Verbreitung von Geldsäckel zurückgegangen zu sein, und aus Deutschland sind die damals auch nur vereinzelten Meldungen für Geldbörse nun fast ganz verschwunden.

 

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Brieftasche (Frage 3j)

Die Antworten auf die Frage nach der Bezeichnung für „ein größeres Behältnis aus Leder, Stoff oder Plastikgewebe für Geld, Reisepass sowie Geld- und Kreditkarten“ ergeben ein ähnliches Bild wie die auf die Frage nach dem kleinen Behältnis (3i), mit dem Unterschied, dass überall die Bezeichnung Brieftasche neben die anderen getreten ist, außer in der Schweiz, wo offenbar nur Portemonnaie üblich ist. Es ist wohl damit zu rechnen, dass die Abbildung im Fragebogen für etwas Verwirrung gesorgt hat, weil das gezeigte Behältnis nicht einfach zusammengeklappt wird, sondern – wie sonst eher die kleineren (vgl. Karte „Geldbeutel/Portemonnaie“) – zwei Flügel zum Übereinanderlegen und Zuknöpfen hat. Es muss also für Deutschland und Österreich vorerst offenbleiben, wie die Verteilung von Brieftasche und den konkurrierenden Varianten in der Alltagssprache genau aussieht – nach dieser Karte kann aber zumindest festgestellt werden, dass der Gebrauch in der Schweiz sich durch das Fehlen von Brieftasche unterscheidet.

Um mehr Klarheit zu bekommen, stellen wir die Frage mit veränderter Formulierung und Abbildung in der aktuellen Runde noch einmal.