Spaß (Vokalquantität)

9_09a

Lang- oder Kurzvokal in Spaß (Frage 9a)

Das Wort Spaß (in Schweizer Orthographie: Spass) ist ein Lehnwort aus dem Italienischen (ital. spasso 'Vergnügen', von lat. expandere 'ausbreiten' im Sinn von 'die Seele weiten'); es ist im Deutschen zuerst im 17. Jh. bezeugt. Nach Krünitz (Bd. 156, Sp. 488) handelte es sich damals (der Band ist 1833 erschienen) noch um „ein nur im gemeinen Leben, und in der vertraulichen Sprechart übliches Wort, einen jeden Scherz zu bezeichnen, und in so fern ist dieses Wort auch mit Posse, verwandt, nur daß Spaß sich mehr auf einen vertrauten Kreis beschränkt, mehr in engen Zirkeln sein Wesen treibt, und Posse mehr dem öffentlichen Leben angehört.“ Auch Adelung (1811, Bd. 4, Sp. 170) weist Spaß der „vertraulichen Sprechart“ zu. Im weiteren Verlauf hat Spaß aber Posse (ebenfalls ein Lehnwort, wahrscheinlich aus dem Frz.) weitgehend verdrängt.

Das a in ital. spasso ist kurz, im Standarddeutschen gilt dagegen langes a (dies wird, wie schon das DWB anmerkt, auch in der Schreibung mit <ß> sichtbar – auch schon vor der Orthographiereform im Genitiv Spaßes und im Plural Späße). Die Aussprache mit langem Vokal entspricht jedoch nicht überall dem Gebrauch: In der Westhälfte des deutschen Sprachgebiets, von Nordrhein-Westfalen und Hessen über Baden-Württemberg und Unterfranken bis zur Schweiz, wurde häufig Aussprache mit kurzem Vokal angegeben. Eindeutig herrscht diese Aussprache in der Pfalz, im Saarland und im Elsass und in Lothringen, während in Hessen, in Baden-Württemberg und in der Schweiz daneben Langvokal-Meldungen stehen. In Nordrhein-Westfalen dominiert dagegen die Angabe beides.

Adelungs Bemerkung, „in manchen Provinzen“ werde das a auch kurz gesprochen wie im Italienischen, macht sichtbar, dass schon vor 200 Jahren diese zwei Aussprachen nebeneinander existierten. Auch das DWB (Bd. 16, Sp. 1959) weist darauf hin, dass „in manchen gegenden, besonders des eigentlich hd. sprachgebiets, die historisch richtige aussprache mit kurzem a (ital. spăsso) über die grenzen mundartlichen gebrauchs hinaus geltung hat.“, so im Alemannischen, Schwäbischen, Bairischen, in der Wetterau und ebenso in Westfalen (anders als sonst im Niederdeutschen). Vergleicht man diese Angaben mit unserer Karte, so ist die Übereinstimmung – bzw. demnach die Stabilität dieser Aussprachevarianten – deutlich, wenngleich nicht vollständig, was an Veränderungen, aber auch am damaligen Fehlen flächendeckender Daten liegen kann.