Tür/Türe

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f5_16b

Tür/Türe (Fragen 16a und 16b)

Schon im Mittelhochdeutschen gab es die beiden Formen Tür und Türe (Lexer, Band 2, Spalte 1579). Tür(e) geht eigentlich auf eine germanische Pluralform zurück (bezogen auf die Tür mit zwei Flügeln), die zum Singular umgedeutet wurde. Das Nebeneinander der beiden Formen hat damit jedoch nichts zu tun, sondern erklärt sich aus der Abschwächung unbetonter Vokale seit dem Althochdeutschen, die vor allem im Auslaut oftmals bis zum gänzlichen Verschwinden geführt hat (so z.B. auch bei Bett, mhd. bett(e), ahd. betti), jedoch in regional unterschiedlichem Maße. Besonders im Ostmitteldeutschen ist das -e stabil geblieben (vgl. etwa DIWA Kte. II-3, 352 Bett oder VI-3, 223 Flasche). So ist nicht überraschend, dass die Form Türe in Deutschland heute vor allem in Sachsen gebräuchlich ist. Aber auch in der Schweiz und (seltener) in Südwestdeutschland ist die Form mit -e üblich. Auffällig ist, dass die Variante Türe auf Schildern demgegenüber eine ganz andere Verbreitung hat: In Sachsen ist sie wenig geläufig, stattdessen aber fast überall südlich den Mains und außerdem im Kölner Raum. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass die Form Türe gerade im Süden und am Rhein, wo auslautendes -e in den Dialekten weitgehend verschwunden ist (vgl. auch DIWA VI-6, 336 müde), in der Schriftsprache als "korrekter" angesehen wurde. Offen bleibt dabei allerdings, wieso besonders Rheinland-Pfalz hier eine Ausnahme zu bilden scheint.