Nachttisch

f4_13

Nachttisch/-kasten/-schrank (Frage 13)

Das kleine Möbelstück mit Schublade und/oder Fächern, das neben dem Bett steht, nennt man im größten Teil des deutschen Sprachgebiets Nachttisch (-tischchen). In Bayern (seltener jedoch in Franken) sowie in Österreich verwendet man die Bezeichnung Nachtkasten (-kasterl/-kästchen), die auch in Südtirol gebräuchlich ist. Nachtschrank (bzw. Nachtschränkchen) tritt fast nur im Norden des deutschen Sprachgebiets auf, und da vor allem in einem breiten ,mittleren‘ Streifen, der von Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt im Osten und einem Gebiet zwischen Saarland und Emsland im Westen reicht. Am gebräuchlichsten scheinen bei allen Varianten die Verkleinerungsformen zu sein (Nachttischchen, Nachtkästchen, Nachtschränkchen).

Tisch in Nachttisch, althochdt. tisc, ist wie das altsächsische disk und das altengl. disc (neuengl. dish) eine Entlehnung aus lat. discus ‘Wurfscheibe, flache Schüssel, Platte’; der Bedeutungswandel zu ‘Tisch’ ist nach Kluge darauf zurückzuführen, dass dieser „in germ. Zeit aus einer auf einem Gestell befindlichen hölzernen Platte bestand, die zugleich als Eßschüssel diente“.

Schrank in Nachtschrank lässt sich auf mittelhochdeutsch schranc wie auch auf mittelniederdeutsch schrank zurückführen, wo es ‘eine Einfriedung, ein Gitter (aus Holz)’ bezeichnet, danach auch den dadurch abgeschlossenen Raum, und ist mit Schranke, Schranken (zunächst ‘schräg, kreuzweise Gestelltes, Gitterwerk’, dann – wie heute – ‘Absperrung’) verwandt (Lexer, Kluge, Pfeifer).

Kasten in Nachtkasten geht auf das althochdt. (schwache) Substantiv kasto, mittelhochdt. kaste ‘Behälter, Kasten’ zurück (Pfeifer, Kluge). Es ist unklar, ob das Wort auf ein gemeingermanisches Wort *kasa- ‘Gefäß’ zurückgeht (mit später eingeschobenem -t-) oder auf das mittelniederl. Wort caste ‘Kornspeicher’ zurückzuführen ist, das eine Bedeutungserweiterung von ‘(Holz-)Kiste zur Aufbewahrung von Getreide’ auf ‘(Holz-)Kiste zur Aufbewahrung verschiedener Dinge’ nahelegen würde (Pfeifer).