Bierdeckel

f4_11

Bierdeckel/Bierfilz (Frage 11)

Gefragt war nach Bezeichnungen für die – meist runden oder quadratischen – flachen Plättchen aus Pappe, auf die in Lokalen Biergläser, Bierkrüge, aber auch andere Trinkgläser gestellt werden. Sie dienen heute in erster Linie dazu, Tische oder Tresen vor Feuchtigkeit zu schützen, die sich bei gekühlten (Kondenswasser) oder sogar noch vom Spülen feuchten Gläsern bzw. Krügen auf der äußeren Seite des Gefäßes bildet. Dadurch soll eine unerwünschte Fleckenbildung auf dem Tisch bzw. Tresen vermieden werden. In manchen Regionen ist es auch noch üblich, auf diesem Pappplättchen mit einem Stift die Zahl der konsumierten Getränke zu markieren; auch die Abrechnung erfolgt mancherorts noch darauf.

Als ortsübliche Bezeichnung für diesen Pappplättchen wurde aus dem gesamten deutschsprachigen Raum weit überwiegend Bierdeckel gemeldet. In Altbayern, Oberfranken und Bayerisch-Schwaben ist dagegen das Wort Bierfilz verbreitet (mit regional verschiedener Aussprache bzw. Diminuierung, z. B. Bierfilzl, Bierfilzla, Bierfuiz u.a.). Die Bezeichnung Bieruntersetzer ist nur vereinzelt im Nordosten und im Westen Deutschlands sowie einmal in der Schweiz belegt; aus Österreich wurde nur einmal Bierplattl gemeldet.

Auch wenn solche Pappplättchen, wie gesagt, auch für andere Gläser verwendet werden, haben alle Varianten das Erstglied Bier- gemein. Tatsächlich wurden sie zunächst für Biergläser und -krüge verwendet. Solche Plättchen wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts aus Filz gefertigt – daher der noch in Bayern verbreitete Ausdruck Bierfilz (vgl. ahd. filz ‘Umwurf, Lumpen, grobes Tuch’, s. Pfeifer; vgl. auch ndl. bierviltjes).  Zunächst befand sich dieser Filz nicht unter dem Glas, sondern darauf: Während wohlhabendere Biertrinker Gläser, Seidel oder Krüge mit einem Deckel aus Silber oder Zinn besaßen, verwendeten einfache Bürger Gefäße ohne Deckel. Der Filz diente dann vor allem dazu, das Glas bzw. den Krug abzudecken, um das Getränk vor Fliegen, anderen Insekten oder herabfallenden Blättern zu schützen – das kann man heute auch noch in sommerlichen Biergärten beobachten. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurden Plättchen aus Pappe entwickelt und in Umlauf gebracht (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Bierdeckel). Die Bezeichnung Bierdeckel verweist noch auf diese ursprüngliche Funktion, das Gefäß ‚abzudecken‘, während das Wort Bieruntersetzer auf die neuere Funktion deutet, die oben erläutert ist. (Bier-) Plattl, mit der im bayerisch-österreichischen Raum üblichen Verkleinerungsendung -l, leitet sich schließlich von den Filz- oder Pappplatten ab, aus denen die runden oder eckigen Deckel bzw. Untersetzer herausgestanzt wurden.