Plural

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Plural von Tag (Frage 2a)

In Nord- und Mitteldeutschland sagt man ausschließlich die Tage. Diese Form gilt in den Grammatiken als Standardform. In  Luxemburg hingegen sagt man die Täg(e) und in der Schweiz hört man ausschließlich die Täg. Diese Pluralform ist auch in weiten Teilen Baden-Württembergs geläufig, allerdings konkurriert sie hier mit der Standardform die Tage sowie die Tag. Die ebenfalls apokopierte (= eine unbetonte Nebensilbe fällt weg bzw. wird vom Sprecher "verschluckt"), aber nicht umgelautete Pluralform die Tag ist in Süddeutschland, in Österreich (außer Vorarlberg) und in Südtirol weit verbreitet, wird jedoch auch hier neben der Standardform die Tage gebraucht. Wie in vielen anderen Sprachen, so besteht auch im Deutschen eine Tendenz, Singular und Plural bei Substantiven formal voneinander unterscheidbar zu machen. In Tage geschieht dies durch das -e. Ist das -e allerdings apokopiert, so können Singular und Plural nur noch durch den Stammvokal differenziert werden: der Tag – die Täg. Die Pluralform die Tag wäre danach zwar morphologisch einfach, aber syntaktisch die schwierigste Form, da sie nur noch über die Begleiter zu identifizieren ist.

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Plural von Wagen (Frage 2b)

In Nord- und Westdeutschland sagt man überwiegend die Wagen, in der Schweiz und Baden-Württemberg hingegen vornehmlich die Wägen. In Bayerisch-Schwaben, in Franken sowie in der Main-Gegend ist die Form die Wägen ebenfalls stark verbreitet, in Österreich hingegen schon weniger. Gegenüber dem Kartenbild aus den 1970er Jahren (WDU 1978, Kt 2-119) geht in Österreich die Form die Wägen immer mehr zugunsten von die Wagen zurück. Auffällig sind die Meldungen für die Wägen aus Mittel- und Norddeutschland. Ende der 1970er wurde aus diesem Gebiet noch ausschließlich die Wagen gemeldet. Ähnlich wie bei der Tag–die Täg ist die Pluralform die Wägen zu der Wagen diejenige, die – im Unterschied zu die Wagen – den Numerusunterschied am deutlichsten kennzeichnet (wie der Garten–die Gärten, der Nagel–die Nägel). Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war die Form auch bei Schriftstellern noch verbreitet (Goethe, Nietzsche, Stifter, Trakl).