Sport und Karte (Aussprache "r")

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Sport und Karte (Aussprache „r“) (Fragen 16a und 16b)

Die Ersetzung des (Zäpfchen-)r durch ch v.a. vor t (Spocht, Kachte) ist in älteren Tonaufnahmen bei Sprechern aus verschiedenen Regionen zu hören, z.B. bei dem Lübecker Thomas Mann. Der Grund hierfür kann u.a. darin liegen, dass das Zäpfchen-r deutlich zu hören sein sollte, während es in dieser Position normalerweise die Tendenz zur Vokalisierung hat, sich also nicht deutlich von dem vorausgehenden Vokal abhebt. Nach der Aussprachenorm (insbesondere für Berufssprecher und Schauspieler) war noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur das besser hörbare gerollte Zungenspitzen-r "korrekt". Allgemein gilt die ch-Aussprache heute jedoch als rheinische Eigenheit – wie die Karten zeigen, zu Recht (vgl. a. die Karte bei Cornelissen; ob diese Aussprache in anderen Gebieten tatsächlich kaum vorkommt oder ob hier auch ein Stereotyp eine Rolle spielt, durch das den Rheinländern diese Aussprache bewusster ist, wäre noch eine andere Frage). Aus dem Dialekt kommt diese Aussprache jedoch nicht, hier wird das r in Sport etc. zum Vokal und geht nach a vollkommen im vorausgehenden a auf (Kaat). Es handelt sich bei ch also um eine "feinere" Variante (dementsprechend verspotten manche Westfalen sie auch als "hochgestochen"), die mit dem Wechsel vom gerollten Zungen-r zum Zäpfchen-r zusammenhängt. Die verbreitete Annahme, dass dieser Wechsel, der sich ab dem 18. Jh. zunächst vor allem über die Städte ausbreitete, ursprünglich vom Französischen (bzw. von Paris) ausging, wird zwar teilweise in Frage gestellt – vgl. z.B. Wiese – die regionale Verbreitung des Zäpfchen-r macht aber doch wahrscheinlich, dass eine "französische" Mode hier eine Rolle spielt. Die Karte "Karte" zeigt dasselbe rheinische ch-Gebiet wie die Karte "Sport", außerdem wird sichtbar, dass die vollständige Verschmelzung des r mit dem vorausgehenden a (Kaate) vor allem im Westen (und etwas seltener auch im Norden) vorkommt. Im Südosten gilt zumindest im Dialekt oa – dies wurde aber nicht systematisch erfragt, weil die Unterscheidung verschiedener Vokalisierungsformen mit Hilfe der normalen Orthographie praktisch unmöglich ist. Hier sollte nur das ch-Gebiet näher eingegrenzt werden.

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