trotzdem

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trotzdem als Subjunktion (Frage 4p)

Das Wort trotzdem ist überall im deutschen Sprachgebiet als (Konjunktional-)Adverb gebräuchlich (Trotzdem war es ein schönes Fest.). Daneben ist es aber auch schon spätestens seit dem 19. Jahrhundert (s. DWB) als nebensatzeinleitende Konjunktion üblich, ähnlich wie obwohl/obzwar/obschon (also mit einräumender Funktion), und bewirkt, dass das finite Verb am Ende des Satzes steht. Die Urteile der Grammatiken darüber, ob diese Verwendung von trotzdem standardsprachlich ist, gehen auseinander: Manche meinen, es gelte standardsprachlich als korrekt (so Engel 2009, 406), manche sehen das nicht so (etwa Wahrig-Zweifelsfälle 2003, 440), und bei manchen muss man aus der Kennzeichnung „umgangssprachlich“ wohl schließen, dass sie diesen Gebrauch nicht als standardsprachlich anerkennen (z. B. Zweifelsfälle-Duden 2007). Der Zweifelsfälle-Duden beschreibt die Entstehung dieser Subjunktion wie folgt:
1. Zugrunde lägen Konstruktionen mit trotz dem, dass ..., z. B. „… und trotz dem, daß ich gehen wollte, horchte ich doch wieder auf seine Worte hin“ (Stifter, Der Hochwald).
2. In der nächsten Stufe sieht es so aus, als ob trotzdem mit dass zu einer komplexen Subjunktion zusammenrückt: „Der Papa, trotzdem daß es nicht so scheint, glaubt auch gleich alles;“ (Raabe, Wunnigel).
3. Schließlich sei das dass weggefallen: „… hielt die Baronin, trotzdem er auch in Hof, Feld und Wald gesehen wurde, doch unmerklich die Zügel“ (Hauptmann), „Denn mit Briest ließ sich leben, trotzdem er ein wenig prosaisch war und dann und wann einen kleinen frivolen Zug hatte.“ (Fontane, Effi Briest) Für diesen Entwicklungsweg spricht auch die immer noch erhaltene Betonung auf der zweiten Silbe (im Gegensatz zum Adverb, das den Akzent in der Regel auf der ersten Silbe hat).
Wie schon die literatursprachlichen Belege zeigen, findet sich diese Verwendung des trotzdem in vielen Teilen des Sprachgebiets, insbesondere im Norden, aber auch im Süden. In der Kafka-Forschung wurde sie sogar als einer der „Pragismen bzw. Austriazismen“ in Kafkas Deutsch angesehen (Nekula 2003, 250). Merkwürdigerweise weist die Duden-Grammatik (2009, 584) den Gebrauch von trotzdem als Subjunktion mit konzessiver Bedeutung dem „Süddeutschen“ zu. Nach Ausweis der Karte wäre diese Verwendung von trotzdem in der Alltagssprache gerade im Süden ganz unüblich. Aus allen anderen Gebieten heißt es, dass sie zumindest ab und zu üblich sei; am häufigsten wird dies aus dem Osten Deutschlands gemeldet – dort scheint trotzdem als Subjunktion an manchen Orten auch völlig üblich zu sein.

Möglicherweise hätte aber eine andere Fragestellung zu mehr Meldungen geführt. Gefragt war nämlich:
Hört man folgende Formulierung bei Ihnen?
Trotzdem wir immer wieder mit ihm geredet haben, hört er nicht auf uns. Wenn also gemeldet wurde, dass diese Formulierung „nicht üblich“ sei, kann das auch auf andere Teile des abgefragten Satzes bezogen sein. In der aktuellen Erhebungsrunde wird die Frage nach der Verwendung von trotzdem als Subjunktion deshalb noch einmal in geänderter Form gestellt.