dazusetzen

AdA_Runde8_F4a_water

dazusetzen (Frage 4a)

Die im Fragebogen vorgegebene Situation war: „Im Restaurant: Es ist kein Tisch mehr frei, nur noch Plätze an teilweise besetzten Tischen. Zwei Personen, die noch zwei Plätze suchen, fragen: Können wir uns hier...“. Fast im gesamten Sprachraum würde man in dieser Situation sagen: Können wir uns hier dazusetzen? Manche Informanten – vor allem in der Schweiz und in Ostdeutschland – melden eher die Variante Können wir uns hier hinsetzen?, mit der nicht explizit angesprochen wird, dass sich an dem gemeinten Platz schon andere befinden. Im Westen, vor allem im Moselraum und im Saarland, wird Letzteres dagegen z. T. durch dabeisetzen ausgedrückt (in Luxemburg beisetzen ohne da-). Im Standarddeutschen bezieht man sich mit (da)bei normalerweise auf eine statische Position, während im Fall einer Ortsveränderung (da)zu gebraucht wird (dabeisitzen, dabeistehen, dabeiliegen – dazusetzen, dazustellen, dazulegen; vgl. bei der Oma sein – zu der Oma fahren). In mittel- und niederdeutschen Dialekten wird bei dagegen auch für Richtungs- bzw. Zielangaben verwendet (wie bei den „Wechselpräpositionen“ in, an usw. dann gegebenenfalls mit Akkusativ – Butter bei die Fische! – im Unterschied zum Dativ bei Angabe einer statischen Position).
So konstatiert das RhWb (1, Sp. 577) allgemeinen Gebrauch von bei bei den Verben der Bewegung mit dem Akkusativ (Der Hund geht nit bei dich.). „Das nhd. ‘zu’ verwendet die MA. [= Mundart] nur, wenn sie die ‘Richtung auf’ andeuten will, ‘bei’ enthält die Nebenbed[eutung] des ‘dicht bei und des Verweilens’“. Schon Adelung setzt sich hiermit auseinander: Er stuft diesen Gebrauch als rein niederdeutsch ein, im Hochdeutschen würde er „alle Mahl ein Fehler seyn“, in Luthers Bibelübersetzung habe er sich „eingeschlichen“. Das DWB führt dagegen neben Luther weitere hochdeutsche Literaturbelege für das „bei des Nahens“ (mit Akkusativ) auf, die sich allerdings auf den mitteldeutschen Raum konzentrieren, und stellt fest: „Wenn auch die herschende schriftsprache lieber gehn und kommen mit zu als mit bei verbindet, wird die trauliche rede das bei vorziehen: komm bei mich! setze dich her bei die andern!“. Dass dabeisetzen uns aus dem nordrheinischen und niederdeutschen Raum fast nicht gemeldet wurde, dürfte sich mit einer dialektferneren Alltagssprache in diesen Gebieten erklären, vermutlich verbunden mit einer besonderen Stigmatisierung und Stereotypisierung dieses Gebrauchs von bei in Gebieten, wo wegen des dialektalen Hintergrunds eine Unsicherheit in der Verwendung von mir und mich bestand (z. B. entsprechenden Sprachspott über das Ruhrdeutsche).