Reine Claude

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Reine Claude (Reineclaude, Reneklode, Ringlotte, Ringlo) (Frage 3m)

Kennen Sie dieses Obst? Wenn ja, wie nennt man es bei Ihnen (z. B. auf dem Markt)?

Gefragt war nach den Bezeichnungen für das Obst mit dem botanischen Namen „Prunus domestica var. claudiana“. Der lateinische Name verrät, dass es sich um eine Pflaumensorte („prunus domestica“) handelt, die sich durch eine kugelförmige und in der Regel gelbgrüne Frucht – so war sie abgebildet – mit recht festem und süßem Fruchtfleisch von anderen Pflaumenarten unterscheidet (in Farbe, Größe und Festigkeit des Fruchtfleisches z. B. von der Mirabelle). Sie ist – wie alle Pflaumen- und Zwetschgenarten – wohl ursprünglich in (Klein-)Asien beheimatet.

ringlotte

Foto: Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de

Das Auffälligste an der Karte ist, dass die Frucht sehr vielen InformantInnen, vor allem im Norden Deutschlands und in Bayern, offenbar nicht bekannt war – oder sie keinen Namen für sie wussten. (In dieser Karte steht „unbekannt“ nur an Orten, aus denen keine anderen Meldungen gekommen sind.) Da, wo sie bekannt ist, hat man in der Regel einen Namen für die Frucht, der auf „Reine Claude“ zurückgeht. Benannt ist die Frucht nämlich nach der Königin Claude, auch genannt ‚La bonne reine‘ (1499–1524), der Gattin des französischen Königs François I. (1494–1547). Die Schreibform Reineclaude, die vor allem aus Ostbelgien, der Schweiz, dem Saarland und anderen Gebieten Deutschlands gemeldet wurde, bewahrt die ursprüngliche Schreibung. Ausgesprochen werden die Schreibdiphthonge aber oft nach der Schrift, also etwa [rainglau], [ręinə-] o. ä. (vgl. etwa RhWb, z. T. mit volksetymologischer Umdeutung von frz. Reine ‘Königin’ in das deutsche Adjektiv reine ‘echte, ursprüngliche’). Die Form Reneklode, die in Deutschland die überwiegend bekannte Form zu sein scheint, ist dagegen als Verschriftung der nur etwas eingedeutschten französischen Aussprache zu sehen. Mundartlich weiter assimiliert sind die Varianten Ringlotte und Ringlo (u. a. mit Abschwächung des [k] zu [g] und Verschiebung der Silbengrenze, s. Reine.claude vs. Ring.lotte bzw. Ring.lo). Als Ringlotte ist die Frucht in fast ganz Österreich offenbar sehr bekannt, daneben aber auch in Schwaben. Die verkürzte Variante Ringlo wurde vor allem aus Südtirol gemeldet, vereinzelt auch aus Tirol und der Oberpfalz.
Aus Norddeutschland und der Schweiz gibt es vereinzelte Meldungen für Mirabelle; gerade für Norddeutschland ist angesichts der vielen Meldungen für „unbekannt“ nicht auszuschließen, dass hier für die Reine Claude und die kleinere, gelblichere „prunus domestica“-Sorte die selbe Bezeichnung üblich ist. Bei dem (nur ein Mal) aus Bad Ragaz genannten Palögli handelt es sich möglicherweise um eine andere Pflaumenart (Prunus domestica subsp. Insititia, anderswo bekannt als Krieche oder Kriechen-Pflaume, vgl. Schweizerisches Idiotikon IV, Sp. 1156). Ebenfalls nur einmal, nämlich aus Kärnten, wurde der offenbar aus dem Slowenischen entlehnte Ausdruck Schlivice gemeldet.