Ausrufezeichen

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Ausrufezeichen/Ruf(e)zeichen (Frage 3k)

Das Interpunktionszeichen „!“ wird von den frühen deutschen Grammatikern des 17. Jhs. wechselnd als Verwunderungszeichen und als Ausrufzeichen/Ausrufungszeichen bezeichnet, dabei handelt es sich um Verdeutschungen der lat. Bezeichnungen punctus exclamativus und punctus admirativus (womit ursprünglich zwei andere Zeichen gemeint waren, die jedoch in den Drucken von einem gleichen Zeichen abgelöst wurden, s. DWB Verwunderungszeichen). Im 18. Jh. setzte sich Ausrufszeichen/ Ausrufungszeichen gegenüber Verwunderungszeichen durch (vgl. ebenso nl. uitroep(ings)teken, schwed. utropstecken, dän. udråbstegn), das Nebeneinander der verschieden gebildeten Lehnübertragungen blieb aber bestehen. Gottsched verwendete sowohl Ausrufszeichen als auch Ausrufungszeichen, Adelung Ausrufungszeichen (dies ist auch das von Goethe verwendete Wort, s. GWB). Campe schlug als Verdeutschung von Exclamationszeichen wiederum nur Ausrufzeichen und Ausrufezeichen vor. In Wörterbüchern der Gegenwartssprache ist Ausrufungszeichen z. T. als schweizerische Variante vermerkt, im VWB steht dazu im Gegenteil „D (selten)“. Uns wurde Ausrufungszeichen aus Deutschland und der Schweiz gemeldet, aber vor allem „selten“ trifft zu – die geläufige Variante ist in beiden Ländern Ausrufezeichen (durchgesetzt hat sich dies evtl. wegen der Analogie zu Fragezeichen). In der Schweiz kommt außerdem auch Ausrufzeichen (ohne Fugen-e) vor. Ganz deutlich ist der Unterschied zum österreichischen Gebrauch: In den meisten österreichischen Bundesländern ist Rufzeichen üblich (mit diesem Wort wird in Deutschland und der Schweiz dagegen nur das Freizeichen beim Telefon bezeichnet – die Angabe des VWB, diese Variante sei auch im Südosten Deutschlands gebräuchlich, wird durch die Karte jedenfalls nicht bestätigt). In Tirol heißt es in der Regel Rufezeichen (mit Fugen-e) – dies ist auch die in Südtirol übliche Variante –, in Vorarlberg scheint der Gebrauch zwischen Rufezeichen und Rufzeichen zu schwanken.