Küster/Meßner

In katholischen und protestantischen Kirchen gibt es traditionellerweise eine Person „die (beruflich oder ehrenamtlich) den Kirchenraum für eine Messe, einen Gottesdienst vorbereitet und Hilfs- bzw. Hausmeisterdienste ausführt“ (DWDS). In diesem Amt waren früher vornehmlich Männer beschäftigt; inzwischen sind aber immer mehr Frauen in ihm tätig. Wir hatten nach den Bezeichnungen zum einen in katholischen (Frage 5 k) und zum anderen in protestantischen Kirchen (Frage 5 l) gefragt. Beim Vergleich der beiden Karten lässt sich als erstes feststellen, dass es keine konfessionsspezifischen, sondern nur regional verschiedene Bezeichnungen für diesen Beruf bzw. dieses Ehrenamt gibt. Der zweite Befund, die Verbreitung der Ortspunkte, an denen die Befragten kein Wort für eine solche Person wussten – und zwar weder in katholischen noch in protestantischen Kirchen –, hat nicht mit den Bezeichnungen an sich zu tun, sondern vielmehr mit der Tatsache, dass das kirchliche Leben für die meisten Menschen am Ort keine oder nur eine marginale Rolle spielt. „Unbekannt“ ist ein solche Bezeichnung insbesondere in Berlin und den Bundesländern im Osten Deutschlands; dort sind – über das gesamte deutschsprachige Gebiet – die Anteile der Konfessionslosen überdurchschnittlich hoch: Fast zwei Drittel (Berlin) bis vier Fünftel (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt) der BewohnerInnen gaben 2011 an, konfessionslos zu sein – zum Vergleich: Im Saarland waren es nur 14%, in Rheinland-Pfalz und Bayern 20% (s. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/201622/umfrage/religionszugehoerigkeit-der-deutschen-nach-bundeslaendern/). Aus den anderen Punkten für „unbekannt“ lässt sich – im Vergleich der beiden Karten – ersehen, welche Regionen mehrheitlich katholisch oder protestantisch sind.

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Küster/Meßner (Fragen 5k und l)

Alle genannten Bezeichnungen für die Person, die das Amt ausübt, leiten sich aus dem Lateinischen ab. Im Westen und Norden Deutschlands (inklusive der relativ wenigen Orte in den östlichen Bundesländern, aus denen es genügend Meldungen gab), heißt es Küster(in). Althochdeutsch kustor geht auf spätlateinisch custor ‘Hüter, Pfleger, Verwalter des Kirchenschatzes, der Kirche und der kirchlichen Gerätschaften’ zurück, das wiederum aus lateinisch custos ‘Wächter, Hüter’ entstanden ist; die umgelautete Form Küster ist seit dem 15. Jahrhundert belegt (Pfeifer).

Im gesamten Süden Deutschlands, in einigen östlichen Kantonen der Schweiz, in Liechtenstein, Österreich und Südtirol sagt man Messner(in) oder Mesmer(in). Beiden Formen liegt das althochdeutsche Wort mesināri zurück, das eine Entlehnung aus dem mittellateinischen ma(n)sionarius ‘Hüter des Gotteshauses, Kirchendiener’ (zu lateinisch mānsio ‘Haus’, vgl. (Duden-Etymologie 2007) ist. Mesmer(in) ist weniger weit verbreitet – es wird im Süden Baden-Württemberg, in Bayerisch-Schwaben, in einigen Orten im Osten der Schweiz, in Liechtenstein sowie in Vorarlberg und im Westen Tirols verwendet. In allen anderen Gebieten Süddeutschlands und Österreichs sowie in Südtirol heißt es Messner(in).

Ein spezifisch deutschschweizerisches Wort ist Sigrist(in). Wie das noch im Elsass gebräuchliche Sakristan(in) – und auch der Ausdruck Sakristei (der Nebenraum der Kirche, in dem der Gottesdienst vorbereitet wird) – geht Sigrist(in) letztendlich auf das kirchenlateinische Wort sacrum für ‘Gottesdienst’ zurück (Pfeifer).