Brotkrumen

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Brotkrumen (Frage 3j)

Gefragt war nach den „beim Schneiden eines Brots abfallenden kleinen Stücken“. Hier konkurrieren im Wesentlichen zwei Bezeichnungsgruppen: Im Norden, d. h. nördlich von Bayern und Baden-Württemberg, und im Westen (teilweise auch schon in Baden, im Elsaß und in Lothringen sowie ganz vereinzelt in Österreich) werden das Wort Krumen (Einzahl: Krume, vgl. engl. crumb) und das davon abzuleitende Wort Krümel verwendet. Im gesamten Süden sind dagegen Formen gebräuchlich, die auf Brosamen (Einzahl: Brosame) zurückgehen.

Das Grundwort Krumen wird nur noch aus wenigen Orten in der Mitte Deutschlands gemeldet; in den 1970er Jahren war es dort sowie auch weiter im Norden und Westen gebräuchlich (WDU II-58). Von jeher verbreiteter und inzwischen fast überall im Norden und Westen gebräuchlich ist dagegen die Diminutivform (mit Umlaut) Krümel.

Brosamen, das vor einigen Jahrzehnten noch in ganz Baden-Württemberg und teilweise in der Schweiz verbreitet war, ist heute nur noch im kernschwäbischen Raum üblich. Ansonsten verwendet man im Süden des deutschen Sprachgebiets verschiedene Verkleinerungsformen: Auf fast die gesamte Deutschschweiz hat sich Brösmeli (oder entrundet: Bresmeli; auch Brösmeneli) ausgebreitet – nur im Wallis sagt man Brosmi. In den meisten Gebieten Süddeutschlands sowie in ganz Österreich ist Brösel (oder entrundet: Bres(e)l) das gebräuchliche Wort; sein Verbreitungsgebiet hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter nach Westen ausgedehnt (vgl. WDU II-58). Besonders in alemannischen Gebieten, vereinzelt aber auch in Franken oder Österreich hört man daneben auch Brösele.

Sowohl Krume als auch Brosame sind alte Erbwörter, deren Wurzeln bis ins Indoeuropäische zurückgeführt werden: Krume lasse sich auf ein Wort zurückverfolgen, das so viel wie ‘Zusammengekratztes’ bedeutete, und Brosame stammt offenbar von einem Wort, das so viel wie ‘abgebröckeltes, beim Zerbrechen abgefallenes Stückchen’ hieß (Pfeifer).