Verbstellung

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"Ich habe ihm versucht zu helfen" – ,dritte Konstruktion' beim Infinitiv mit zu (Fragen 12a, 12b, 12c)

Die Verben vergessen, erlauben, wagen, versuchen u. a. können entweder ein nominales Objekt (z. B. „Ich habe den Schirm vergessen“, „Ich habe es versucht“) oder ein zweites Verb als Ergänzung verlangen. Dieses wird dann obligatorisch als Infinitiv mit zu realisiert.

Die beiden Verben können dabei auf unterschiedliche Weise miteinander verbunden werden. Entweder liegt eine satzwertige, sog. „inkohärente“ Infinitivphrase vor, die durch ein (fakultatives) Komma vom Hauptsatz abgetrennt ist:

  • Ich habe versucht, ihm zu helfen.
  • Ich habe versucht, den Wagen zu verkaufen.

Oder man verwendet eine nicht satzwertige oder „kohärente“ Konstruktion, die aus einem Verbalkomplex aus dem übergeordneten Verb und dem zu-Infinitiv besteht. Der zu-Infinitiv mit seinen Ergänzungen steht bei mehrteiligen Prädikaten hier innerhalb der "Satzklammer", die von dem konjugierten Verb (Hilfsverb, Modalverb) geöffnet und von den nicht konjugierten Teilen des Prädikats (Partizip, Infinitiv, Verbpartikel) geschlossen wird:

  • Ich habe ihm               zu helfen versucht.
  • Ich habe den Wagen zu verkaufen versucht.

Daneben gibt es eine „standardsprachlich nicht voll anerkannte Variante“ (Duden-Grammatik 2016, 862; die sog. „dritte Konstruktion“, vgl. Den Besten/Rutten 1989, Wöllstein-Leisten 2001):

  • Ich habe ihm               versucht zu helfen.
  • Ich habe den Wagen versucht zu verkaufen.

Hier steht der Infinitiv zwar wie in der satzwertigen Konstruktion nach dem Partizip versucht, außerhalb der Satzklammer, die dazugehörige Ergänzung ihm bzw. den Wagen dagegen innerhalb der Satzklammer.

Dass diese Struktur im gesamten Sprachgebiet aber durchaus üblich ist, zeigt die Karte zu „... ihm versucht zu helfen“. Allerdings wird sie offenbar bevorzugt dann verwendet, wenn das vorgezogene Element ein Pronomen ist. Handelt es sich dabei hingegen um ein Substantiv, gilt sie etwa im südlichen Baden-Württemberg und in Bayern als gänzlich unüblich und wird im gesamten nördlichen Sprachgebiet allenfalls selten verwendet. In größten Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sowie in der Schweiz und in Südtirol wird aber auch die Variante mit einem längeren vorgezogenen Element als durchaus üblich angegeben (s. die beiden anderen Karten).

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