duschen, lutschen (Vokalquantität)

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Lang- oder Kurzvokal in duschen (Frage 9e)

Das Verb duschen ist eine Ableitung von dem Substantiv Dusche, das im 18. Jh. aus dem Französischen in Deutsche übernommen worden ist. Frz. douche (16. Jh.) geht seinerseits auf ital. doccia zurück, das wahrscheinlich mit lat. ducere ‘führen, leiten’ zusammenhängt und zunächst (Ablauf-)Rinnen bzw. -Rohre für (Regen-)Wasser bezeichnete (TLFi Art. douche, Dizionario etimologico Art. doccia).  Während die Praxis, sich zu Hygiene- und Therapiezwecken unter herabfließendes Wasser zu stellen, sehr alt ist, begann die Karriere der modernen Dusche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in französischen Kasernen und Gefängnissen, 1879 wurden dann in preußischen Kasernen Großraumduschen eingebaut. (Wikipedia, [22.2.2013]).

Im französischen douche ist der Vokal kurz, die Artikulation/Klangfarbe aber eher wie bei langem u im Deutschen, vgl. z. B. den Unterschied zwischen Buße und Busse (Mehrzahl von Bus) – das u in Buße ist in der Standardlautung nicht nur länger, sondern auch geschlossener als das in Busse bzw. im Gegensatz zu diesem „gespannt“. Dieser Unterschied, der nach den üblichen Darstellungen der Standardlautung (z. B. DAW) bei allen Vokalen außer e systematisch mit dem Unterschied in der Länge gekoppelt ist, ist allerdings vor allem in der Nordhälfte Deutschlands erkennbar, anders als im Süden; in Österreich und in der Schweiz wird er auch für die Standardlautung nicht angesetzt (s. DAW 237, 262). Mit den Mitteln der Orthographie sind diese Nuancen leider nicht zu erfassen, insofern gibt unsere Karte in diesem Punkt keine Auskunft. Die Aussprachen von duschen mit langem u oder mit offenerem/ungespanntem kurzem u sind jedenfalls in jeweils einem der beiden Aspekte an das Deutsche angeglichen (wobei die Variante mit kurzem u mehr Vorbilder im Deutschen hat:

huschen, pfuschen, Tusche usw.auch bei -isch- findet sich nur bei einem französischen Lehnwort die Aussprache mit langem i: Nische, gegenüber mischen, wischen, fischen usw.).

Im DAW ist Dusche/duschen an erster Stelle („präferierte Form“) mit langem Vokal aufgeführt, an zweiter Stelle auch mit kurzem, im Duden- Aussprachewörterbuch steht dagegen die Aussprache mit Kurzvokal an erster Stelle, die mit Langvokal als Variante daneben („auch...“). Seit der 7. Auflage (2015) führt auch das Duden-Aussprachewörterbuch die Variante mit Langvokal erstgereiht an. Unsere Karte zeigt, dass es eine deutliche regionale Verteilung dieser Varianten gibt: In Norddeutschland, bis hinunter ins südliche Brandenburg und an den Niederrhein, sowie südöstlich der Donau (außer Tirol) wurde fast geschlossen lang angeklickt, in Sachsen westlich der Elbe sowie im Südwesten (Saarland, Pfalz, Württemberg nördlich der Donau, Elsass/Lothringen, Schweiz) deutlich überwiegend kurz. In den übrigen Gebieten variieren die Angaben. Die Karte bei König 1989 Bd. 2 S. 170 zeigt für die alte Bundesrepublik ebenfalls eine Konzentration der Aussprache mit Kurzvokal auf die Südhälfte, allerdings sind dort auch östlich der Donau Belege dafür verzeichnet.

   

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Lang- oder Kurzvokal in lutschen (Frage 9f)

Das Verb lutschen ist erst seit dem 18. Jh. belegt und vermutlich über Lautmalerei entstanden.Unsere Frage nach der Länge des Vokals (z. B. in: Man muss die Tablette langsam lutschen.) erbrachte ein recht klares Bild: Zumeist ist die Antwort eindeutig kurz die Meldungen von lang konzentrieren sich vor allem auf das südöstliche Viertel von Deutschland (von Sachsen und Thüringen an, im Süden reicht das Gebiet nach Westen hin etwas über Bayern hinaus) und Oberösterreich. Allerdings ist anzumerken, dass verschiedene Teilnehmer aus dem Süden  eingewandt haben, dass das Verb bei ihnen überhaupt nicht üblich ist, stattdessen sagt man schlecken oder schlotzen (diese Verteilung muss noch einmal gesondert erfragt werden – einen ersten Eindruck bekommt man in der WDU-Karte „Lutscher“, Bd. 2,  Kt. 64). Teilweise (besonders in der Schweiz) beziehen sich die Angaben zur Vokallänge hier insofern wohl nicht wirklich auf den alltäglichen Gebrauch.